Das berichteten mehrere Zeugen an Bord eines Flüchtlingsbootes mit über 300 Menschen, das am Donnerstag von der italienischen Küstenwache auf Lampedusa gebracht wurde.
«Über 400 Personen befanden sich an Bord des Bootes. Nach einiger Zeit hat der Motor nicht mehr funktioniert, das Boot ist tagelang auf offener See herumgetrieben. Vor allem Frauen und Kinder sind unter der prallen Sonne verdurstet, ihre Leichen wurden ins Meer geworfen», berichtete eine unter Schock stehende Überlebende.
Das Boot war am vergangenen Freitag östlich von Tripolis aufgebrochen, um den anhaltenden Kämpfen in Libyen entkommen zu können. Tagelang sollen die Flüchtlinge ohne Hilfe auf dem Boot auf offener See ausgeharrt haben.
40 dehydrierte und unter Schock stehende Flüchtlinge wurden im Spital von Lampedusa behandelt.
Symbolbild. /


«Ihr Zustand hat sich gebessert», erklärte der Leiter des Spitals Pietro Bartolo. Eine Frau mit Nierenproblemen wurde in ein Spital in Palermo eingeliefert.
Mögliche diplomatische Folgen
Das Flüchtlingsdrama könnte diplomatische Folgen haben, wie italienische Medien am Freitag berichteten. Denn italienische Behörden hätten ein NATO-Schiff in der Nähe erfolglos aufgefordert, dem Boot zu helfen.
Das italienische Aussenministerium verlangte von der NATO eine Erklärung zu dem Vorfall. Ein NATO-Sprecher wies die Vorwürfe aus Rom zurück und erklärte, das Militärbündnis schreite in Notfallsituationen gemäss Völkerrecht immer ein.
Zudem forderte die italienische Regierung eine Ausweitung des Libyen-Mandats der NATO. Dieses soll sich auch auf die Rettung von Zivilisten erstrecken, die über das Meer vor den Kämpfen in ihrer Heimat fliehen wollten, erklärte das Aussenministerium am Freitag.
Die italienische Küstenwache hatte das Flüchtlingsboot etwa 90 Seemeilen (knapp 170 Kilometer) von Lampedusa entfernt auf See erreicht. Mit vier Schiffen wurden die Überlebenden dann in Sicherheit gebracht.