Im ersten Interview seit seiner Freilassung aus zweimonatiger Haft, das am Mittwoch veröffentlicht wurde, sagte Ai Weiwei: «Ich werde niemals aufhören, gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen.»
Die Umstände des Interviews waren ungewöhnlich, da Ai Weiwei sich eigentlich nicht politisch äussern darf. Gleichwohl erschienen seine Ausführungen ausgerechnet in der englischsprachigen «Global Times», die vom kommunistischen Parteiorgan «Volkszeitung» herausgegeben wird. Das Blatt hatte sich immer kritisch über Ai Weiwei und die Empörung im Westen über seine Festnahme geäussert.
Auch in diesem Artikel zitierte das Blatt wieder Kritiker von Ai Weiwei, gab dem Künstler aber durchaus Raum, seine Ansichten zu verbreiten. Besonders wurde hervorgehoben, dass sich Ai Weiwei für Reformen und gegen einen rabiaten Machtwechsel aussprach.
Der Politik nicht ausweichen
«Ein Umsturz des Regimes durch eine radikale Revolution ist nicht der Weg zur Lösung der Probleme Chinas», wurde er zitiert.
Ai Weiwei: «Das wichtigste ist ein wissenschaftliches und demokratisches politisches System.» /


«Das wichtigste ist ein wissenschaftliches und demokratisches politisches System.»
Die «Global Times» zitierte Ai Weiwei auch mit den Worten: «Ich werde niemals der Politik ausweichen. Niemand kann das. Wir leben in einer politisierten Gesellschaft.» Wer nicht auf seinen Rechten bestehe, gebe sie auf, sagte Ai Weiwei.
Ai Weiwei war am 22. Juni unter internationalem Druck auf Kaution freigelassen worden. Ihm werden Steuervergehen vorgeworfen. Doch sieht seine Familie den wahren Hintergrund für die Festnahme in seiner Kritik am kommunistischen Regime.