Darin erzählt Chodorkowski die Geschichte des Häftlings Kolja, der sich aus Protest gegen ihn gemachte Vorwürfe den Bauch aufschlitzte und seine Eingeweide einem Wärter entgegenschleuderte. «Es graut mir zu sehen, wie die Leben von Menschen verschwendet, wie Schicksale gebrochen werden von den Menschen selbst oder einem gnadenlosen System», schreibt er.
Der frühere Ölmagnat, der in einem Gefangenenlager in Karelien im Nordwesten des Landes inhaftiert ist, werde je nach seinen Möglichkeiten alle «zwei oder drei Wochen» für die Zeitung schreiben, sagte die Chefredaktorin Jewgenia Albats. Sie habe Chodorkowski in einem Brief vorgeschlagen, ihr Kolumnist zu werden.
Michail Chodorkowski sitzt seit 2003 im Gefängnis (Archivbild). /


Daraufhin habe er angeboten, über die Menschen zu schreiben, die er im Gefängnis getroffen hat. Chodorkowski steht damit in der Tradition von Autoren wie Alexander Solschenizyn oder Warlam Schalamow, die die Lebensbedingungen in sibirischen Arbeitslagern schilderten.
Angeblich politisch motivierte Haft
Der frühere Chef des inzwischen zerschlagenen Ölkonzerns Yukos war 2003 verhaftet und in zwei Prozessen wegen Betrugs, Steuerhinterziehung und Geldwäsche verurteilt worden. Nach Verbüssung seiner Haftstrafe könnte Chodorkowski 2016 frei kommen. Das Verfahren gegen Chodorkowski, der vor seiner Verhaftung einer der prominentesten Kritiker des Kreml war, wird von unabhängigen Beobachtern als politisch motiviert betrachtet.