Die Rechtsanwälte Berlusconis, der sich nicht vor Gericht zeigte, forderten eine Suspendierung des Verfahrens. Sie verlangen, dass nicht das Mailänder Schwurgericht, vor dem das Verfahren derzeit läuft, sondern ein spezielles Ministergericht für den Fall zuständig erklärt wird.
Die Mailänder Richter lehnten diesen Antrag jedoch ab. Die zuständige Mailänder Staatsanwältin Ilda Boccassini hatte argumentiert, dass man bei einem Schnellverfahren wie im Ruby-Prozess aus politische Erwägungen keine Zeit verlieren dürfe.
Ein Ministergericht würde Berlusconi mehr Recht auf einen fairen Prozess garantieren, meinen dessen Anwälte. Über die Zuständigkeit des Ministergerichts muss sich das Verfassungsgericht am 7. Februar 2012 äussern.
Silvio Berlusconi. /


Der Prozess in Mailand wird trotzdem fortgesetzt.
Der Prozess kreist um die Affäre zwischen dem 75-jährigen Premier und der 2010 noch minderjährigen Marokkanerin Karima al-Marough alias «Ruby». Die Mailänder Staatsanwaltschaft wirft Berlusconi vor, das Mädchen bei ausschweifenden Partys zwischen Februar und Mai 2010 für Sex bezahlt zu haben.
Berlusconi soll zudem sein Amt missbraucht haben, um Rubys Freilassung zu erwirken, als diese wegen Diebstahlverdachts in Polizeigewahrsam war. Dieser Prozess hatte am 6. April begonnen.
Ein weiteres Verfahren
Während der Ruby-Prozess wieder aufgenommen wurde, beschäftigte sich zur gleichen Zeit eine Mailänder Untersuchungsrichterin um ein parallel laufendes Verfahren, bei dem drei Vertrauensleute Berlusconis angeklagt sind.
Der bekannte Chefredaktor der Tagesschau TG 4, Emilio Fede, der Showgirl-Manager Lele Mora und die Regionalpolitikerin Nicole Minetti werden beschuldigt, Callgirls, darunter Ruby, für Partys in der Villa Berlusconis in Mailand vermittelt zu haben.
Den drei Berlusconi-Vertrauten wird Beihilfe zur Prostitution vorgeworfen. Ein Prozess gegen die drei soll am 21. November beginnen, beschloss Untersuchungsrichterin Maria Grazia Domanico.