An einen Rückzug aus der Politik denkt Silvio Berlusconi offenbar nicht. Trotz Schlagzeilen über jugendliche Geliebte und wilden Partys.
Berlusconi gilt als begnadeter Selbstdarsteller, der sich für sein jugendliches Image mehreren Schönheitsoperationen unterzog und eine Haarverpflanzung durchführen liess.
Sein Jurastudium finanzierte er sich als Sänger und Pianist auf Kreuzfahrtschiffen. Noch vor seinem Abschluss 1959 wurde Berlusconi Geschäftsführer eines Mailänder Bauunternehmens und etablierte sich schnell als Investor zukunftsweisender Wohn- und Geschäftskomplexe um Mailand.
Reichster Mann Italiens
Über die Holdings Fininvest und Mediaset ist Berlusconi an Filmproduktionsgesellschaften und Videotheken, Verlagen und Sportvereinen beteiligt. Von 1986 bis 2004 war er Präsident des Fussballvereins AC Milan.
Mit der Gründung seiner Partei Forza Italia (FI) trat Berlusconi 1994 in die Politik ein. Bei den Wahlen im März 1994 wurde die FI mit 21,5 Prozent auf Anhieb stärkste Partei, Berlusconi konnte seine Regierung allerdings nur bis Dezember behaupten.
Silvio Berlusconi ist wohl die schillerndste Person in der europäischen Politik. Im Bau- und Mediengeschäft brachte er es zeitweise bis zum reichsten Mann Italiens, als Politiker prägt er das Land seit über 15 Jahren.
Will nicht zurücktreten: Silvio Berlusconi. /


Mit einem stabileren Mitte-rechts-Bündnisses gewann er zwischen 1996 und 2001 sämtliche Kommunal- und Regionalwahlen. Bei den Parlamentswahlen im Mai 2001 sicherte sich Berlusconis neues Bündnis Casa delle Libertà die absolute Mehrheit. Die FI wurde mit Abstand stärkste Partei, Berlusconi hatte das Amt des Regierungschefs bis 2006 inne.
Fest im Sattel
Trotz der Gerichtsverfahren und Sexaffären sitzt der italienische Ministerpräsident derzeit fest im Sattel. Er will bis zur Wahl im Frühjahr 2013 im Amt bleiben.
Doch die Angriffe auf seine Person und der Dauerbeschuss aus dem Justizapparat nagen offenbar auch an einem Mann mit einem solch ausgeprägten Ego wie dem von Berlusconi. In einem abgehörten Telefonat mit einem Zeitungsverleger brach sich kürzlich eine Frustration Bahn. «In ein paar Monaten verschwinde ich aus diesem Scheissland», soll der Regierungschef gepoltert haben.
Vor vier Wochen wollte es der starke Mann aus Rom noch einmal wissen. Er verknüpfte eine Abstimmung über weitere Sparmassnahmen mit der Vertrauensfrage. Das kalkulierte Muskelspiel ging auf: Die Parlamentarier stellten sich erneut hinter ihren Ministerpräsidenten.