In Rom folgten laut Medien mindestens 150'000 Menschen dem weltweiten Aufruf zum Protest der «Empörten». In London waren es mehrere Tausend Demonstranten, in Oslo nur ein paar Hundert. In der Schweiz beteiligten sich insgesamt 1500 Personen in mehreren Städten.
Unter dem Motto «People of Europe, rise up!» (Völker Europas, steht auf) verlief der Demonstrationszug durch Rom. Am Rande der Grosskundgebung kam es zu Ausschreitungen. Eine Gruppe Vermummter zündete mehrere Autos an, deren Benzintanks explodierten.
Mehrere Räume des Verteidigungsministeriums wurden laut Medien durch Sprengsätze und Rauchbomben beschädigt. Zudem drang eine Gruppe Vermummter in eine der abgesperrten archäologischen Stätten in der Nähe des Kolosseums ein.
Die friedlichen Demonstranten versuchten zeitweise, die Gewalttätigen zu isolieren. Die Polizei ging mit Wasserwerfern gegen die Autonomen vor. Nach dem Sieg des umstrittenen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi bei einer Vertrauensabstimmung am Freitag hatte die Polizei mit Zwischenfällen gerechnet.
Der von der spanischen Protestbewegung der «Empörten» und der US-Bewegung «Occupy Wall Street» inspirierte Aktionstag richtete sich gegen die negativen Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Bevölkerung sowie gegen die Macht der Banken.
«99 Prozent» in London
In London versammelten sich Tausende Finanzmarktkritiker an der Saint Paul's-Kathedrale und der Börse.
Vor dem Sitz der Europäischen Zentralbank protestierten rund 5000 Menschen. /


Die Demonstranten skandierten «Die Strassen gehören uns!» und «Wir sind die 99 Prozent» - als Ausdruck, dass ein Prozent der Bevölkerung zu Lasten der 99 restlichen Prozent reich geworden sei.
Die Aktion «Besetzt die Londoner Börse» («Occupy London Stock Exchange») wurde von einem Zusammenschluss von Organisationen veranstaltet wie UK Uncut oder OccupyLSX.
«Warum zahlen wir für eine Krise, die die Banken verursacht haben? Banker fahren weiterhin Milliardengewinne ein und genehmigen sich enorme Boni, nachdem wir sie mit 850 Milliarden Pfund gerettet haben», kritisierte die OccupyLSX-Unterstützerin Laura Taylor. Die Polizei riegelte den Platz vor der Börse ab.
40'000 Aktivisten in Deutschland
Ein Hauch «Occupy Wall Street» wehte auch durch Deutschland: In Berlin beteiligten sich bis zu 10'000 Menschen an den Protesten. In der Bankenmetropole Frankfurt am Main kamen laut Polizei 5000 Menschen zu einer Protestkundgebung bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie machten ihrem Unmut mit Plakat-Parolen wie «Ihr verzockt unsere Zukunft» und «Schranken für Banken» Luft.
Insgesamt folgten in Deutschland nach Angaben der Mitorganisatoren von Attac mehr als 40'000 Kapitalismuskritiker in etwa 50 Städten dem Aufruf zum Protest.
In Schwedens Hauptstadt Stockholm beteiligten sich etwa tausend Demonstranten an den Protestaktionen. In Brüssel protestierten 6000 Kapitalismuskritiker. Darunter waren auch Aktivisten der spanischen Bewegung der «Indignados» (Deutsch: Empörten), die zu Fuss von Madrid nach Brüssel gekommen waren. In Paris dagegen folgten nur 200 Menschen dem Aufruf zum Protest.
Auch in Slowenien, Bulgarien und weiteren EU-Staaten versammelten sich Globalisierungskritiker. Ähnliche Proteste gab es in Manila, Hongkong und anderen Städten.