Die weltweit grössten kapitalismuskritischen Demonstrationen fanden in Italien und Spanien statt. In Rom beteiligten sich rund 200'000 Menschen an einer Grossmanifestation. Hier schlugen die Proteste teilweise in Gewalt um.
Vermummte Demonstranten, die sich von der Grosskundgebung abgesetzt hatten, warfen Schaufensterscheiben und Fenster von Bankfilialen ein, setzten Fahrzeuge in Brand und verbrannten Flaggen der EU und Italiens. Auch Kamerateams wurden angegriffen.
Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer gegen die teilweise mit Stöcken und Hämmern bewaffneten Demonstranten ein. Friedliche Protestler und Anwohner in der Nähe des Kolosseums flüchteten sich vor den Strassenschlachten in Hotels und Kirchen.
Rund 70 Demonstranten und 30 Polizisten wurden verletzt, 12 Protestierende wurden laut Medien festgenommen. Der italienische Premierminister Silvio Berlusconi kündigte an, die Gewalttäter würden streng bestraft.
In Spanien, wo die Bewegung der Empörten bereits im Mai Protestlager auf dem zentralen Platz Puerta del Sol aufgeschlagen hatte, beteiligten sich am Abend nach Angaben der Veranstalter 300'000 Menschen an einer Demonstration. Auch in Barcelona, Sevilla, Valencia und Malaga fanden Grosskundgebungen statt.
Demonstrationen in ganz Europa
In Lissabon beteiligten sich am Samstag rund 50'000 Menschen an den Protestaktionen. Die Polizei hinderte hier Demonstranten an der Erstürmung des Parlaments. In Deutschland nahmen insgesamt 40'000 Menschen in 80 Städten an den Demonstrationen teil. Vor dem Berliner Reichstagsgebäude kam es bei der Räumung eines Zeltcamps zu Ausschreitungen und Festnahmen.
In der Schweiz beteiligten sich insgesamt 1500 Personen in mehreren Städten.
Im Laufe des Tages wurden in New York mehr als 70 Demonstranten in Polizeigewahrsam genommen. /


Rund 40 «Empörte» übernachteten in Zürich in Zelten auf dem Paradeplatz. Weitere Protestaktionen fanden unter anderem in Paris, Brüssel, Oslo, Athen, Sarajevo, Helsinki und Stockholm.
Assange kündigt Wikileaks-Kampagne an
In London sprach Wikileaks-Gründer Julian Assange vor der St.-Paul's-Kathedrale zu den Demonstranten. «Das Bankensystem in London ist der Empfänger von korruptem Geld», sagte er. Ausserdem kündigte er an, Wikileaks werde in den kommenden Monaten eine Kampagne gegen Finanzinstitute starten.
An der Demonstration in London beteiligten sich bis zum Abend mehrere tausend Menschen. Danach campierten mehrere hundert Finanzmarktkritiker in unmittelbarer Nähe zur Börse. Wie die Veranstalter mitteilte, wollen sie dort ausharren, bis sie «bei der Politik Gehör fänden».
Geringe Beteiligung in Asien
In Asien, wo die Wirtschaft der meisten Länder boomt, war die Beteiligung geringer. Nur rund 200 Demonstranten fanden sich in Tokio vor der Konzernzentrale des Stromversorgers Tepco ein. «Nein zur Atomkraft», skandierten sie. In der philippinischen Haupstadt Manila versammelten sich rund 100 und in der australischen Metropole Sydney 300 zu einer Kundgebung.
Zum Abschluss des Aktionstages trugen Tausende Anhänger der Bewegung «Occupy Wall Street» ihren Protest auf den New Yorker Times Square. «Die Banken wurden gerettet, wir wurden ausverkauft!», skandierten die Kundgebungsteilnehmer auf dem belebten Platz im Zentrum Manhattans.
Zuvor waren Anhänger der Occupy-Bewegung mit Trommeln, Trompeten und Transparenten vor die New Yorker Niederlassung des Bankhauses Chase gezogen. Insgesamt wurden im Laufe des Tages in New York über 80 Demonstranten in Polizeigewahrsam genommen. Auch in zahlreichen anderen US-Städten kam es zu kapitalismuskritischen Protesten.