Für die Überraschung des Tages sorgte die BDP. Die Partei erzielte auf Anhieb einen Wähleranteil von 5,3 Prozent und holte sich dank dem Verbund mit CVP, EVP und GLP gleich zwei Sitze. Parteipräsident Lothar Ziörjen, der selber den Sprung nach Bern schaffte, zeigte sich überzeugt, dass seine Partei vor allem bei Neuwählern gepunktet hat.
Mit einem Sitzgewinn zu den Siegerinnen gehören auch die Grünliberalen. Auch ohne Fukushima-Effekt konnten sie im Vergleich zu 2007 nochmals deutlich zulegen und einen vierten Sitz erobern. Mit 11,5 Prozent Wählerstimmen sind die GLP nun praktisch gleich stark wie die FDP, die ihre vier Mandate verteidigen konnte.
Ihr Wahlziel deutlich verfehlt hat die SVP, die 4,1 Prozentpunkte einbüsste, mit 29,8 Prozent aber mit Abstand stärkte Partei bleibt. Ohne Listenverbindung mit der FDP verlor die Partei nach 2003 erneut ein Mandat und stellt nun noch 11 Abgeordnete.
Schlüer wieder abgewählt
Auf der Strecke blieb auf der SVP-Liste Ulrich Schlüer, der schon 2007 abgewählt wurde, 2008 für den in den Bundesrat gewählten Ueli Maurer aber wieder nachrutschte. Auch Ernst Schibli verpasste die Wiederwahl. Ersetzt werden sie von alt Bundesrat Christoph Blocher und dem Präsidenten des Zürcher Hauseigentümerverbandes Hans Egloff.
Verlierer der Listenverbindung der Mitteparteien ist die CVP. Sie verlor das vor vier Jahren knapp gewonnene Mandat wieder. Über die Klinge springen musste Urs Hany, der seit 2006 der Grossen Kammer angehörte.
Verena Diener machte das beste Resultat der neun Kandidierenden. /


Hany war Wahlkampfleiter der CVP und kandierte auch für den Ständerat.
Ebenfalls einen Sitz büssten die Grünen ein, die in der nächsten Legislatur noch mit drei Mandaten vertreten sind. Mit einem Wähleranteil von 8,4 fiel die Partei wieder auf das Niveau von 2003 zurück.
Mit Marlies Bänziger und Katharina Prelicz wurden zwei bisherige grüne Nationalrätinnen abgewählt. Dafür schaffte Ständeratskandiat Balthasar Glättli den Sprung nach Bern.
Augenreiben bei den Grünen
Die Grünen konnten sich die Niederlage nur schwer erklären. Glättli vermutet, dass wegen der Finanzkrise einige Wählerinnen und Wähler zur SP abgesprungen sind. Atomausstieg und Energiewende seien im Wahlkampf in den Hintergrund gedrängt worden.
Die SP, die vor vier Jahren mit drei Sitzverlusten ein Debakel erlitten hatte, konnte mit 19,3 Prozent Wählerstimmen ihre sieben Sitze verteidigen. Mit 3,1 Prozent Wählerstimmen ihren einzigen Sitz halten konnte die EVP.
Mit 49,76 Prozent verzeichnete der Kanton Zürich die höchste Wahlbeteiligung seit 1975. Damals beteiligten sich 50,4 Prozent der Stimmberechtigten an der Nationalratswahl.
Ständeratswahl wird erst am 27. November entschieden
Vertagt ist die Entscheidung bei der Ständeratswahl: Die beiden Bisherigen Felix Gutwiller (FDP) und Verena Diener (GLP) verpassten das absolute Mehr deutlich. Auf dem dritten Platz folgte mit einigem Abstand Christoph Blocher.
Noch am Sonntagabend gaben SP, Grüne und CVP ihren Verzicht auf den zweiten Wahlgang am 27. November bekannt. Blocher will "natürlich nochmals antreten", wie er auf Anfrage sagte. "Sonst würden ja die Linken nochmals kommen." Um Blocher zu verhindern, werden SP und Grüne wohl Verena Diener unterstützen.