Gleich im ersten Gruppenspiel kommt es am 11. Juni in Donezk zum Aufeinandertreffen der beiden Favoriten. Die Engländer qualifizierten sich ohne Niederlage für die Endrunde (u.a. gegen die Schweiz) und machten damit die Schmach von 2008, als sie in der Qualifikation gescheitert waren, teilweise vergessen.
Nichtsdestotrotz hat der Verband bewegte Zeiten hinter sich. Der Ausfall von Wayne Rooney für die ersten zwei Gruppenspiele nach seiner Tätlichkeit im letzten Qualifikationsspiel in Montenegro, die Rassismusvorwürfe gegen John Terry, der Trainerwechsel von Fabio Capello zu Roy Hodgson und diverse verletzungsbedingte Ausfälle in den letzten Tagen sorgten regelmässig für Gesprächsstoff.
Hodgson wird nicht viel zugetraut
Die überraschende Nomination Hodgsons für den wichtigsten Trainerjob auf der Insel wurde kritisch beäugt. Als «Mr. Average» wurde der 65-Jährige vom heimischen Boulevard betitelt, der grosse Wurf wird ihm nicht zugetraut. Hodgsons erster Auftritt, die Ernennung des EM-Kaders Anfang Mai, wurde allerdings wohlwollend aufgenommen, die Spieler loben die verbesserte Kommunikation, und sportlich starteten die «Three Lions» mit einem 1:0 in Norwegen erfolgreich in die «Ära Hodgson». Dieser gab auch bereits den Tarif durch und stellte für sein Team, das als einziges Team der Gruppe in Polen (Krakau) logiert, einen Benimm- und Verhaltenskodex auf. «Die einzige Chance, etwas zu erreichen, haben wir, wenn wir als Team auftreten», sagte Hodgson. Die FA hat Vertrauen in ihn. Hodgson erhielt einen Vertrag bis 2016.
Die Achse des Teams bilden auch unter dem neuen Manager alte Bekannte. John Terry ist zwar nicht mehr Captain, bleibt aber unter Hodgson Abwehrchef und wird von seinem Chelsea-Kollegen Ashley Cole unterstützt. Im Mittelfeld trägt Captain Steven Gerrard nach den Ausfällen von Gareth Berry und Frank Lampard noch mehr Verantwortung. Und im Sturm liegen die Hoffnungen zu Beginn des Turniers auf Jermain Defoe und den unerfahrenen Andy Carroll, Ashley Young und Danny Welbeck, ehe es Rooney ab dem dritten Spiel gegen die Ukraine wieder richten soll.
Frankreich: jung, hungrig und seit 20 Spielen ungeschlagen
Auch Frankreich ist in erster Linie auf Wiedergutmachung aus. Es gilt die Schmach von Südafrika zu tilgen, als es im Camp der «Equipe tricolore» zum Aufstand kam, welcher zur Staatsaffäre wurde.
Gelingt der «Équipe Tricolore» der grosse Wurf? /


Interne Querelen, ein Streik der Spieler und Beschimpfungen, die an die Öffentlichkeit gelangten, prägten das schändliche Bild der Mannschaft am Kap der Guten Hoffnung. Dass Frankreich wie bereits an der EM 2008 in der Schweiz und Österreich sang- und klanglos in der Vorrunde ausschied, ging im allgemeinen Chaos beinahe unter.
Dem Welt- und Europameister Laurent Blanc wurde die Aufgabe anvertraut, den von Raymond Domenech hinterlassenen Scherbenhaufen aufzuräumen - was ihm bisher vorzüglich gelang. Zwar setzte sich Frankreich nach der 0:1-Heimniederlage gegen Weissrussland zum Auftakt der Qualifikation am Ende nur knapp durch, «Les Bleus» sind aber mittlerweile seit 20 Spielen ungeschlagen. Unter anderen wurden auch die Nationalteams von England, Brasilien und Deutschland besiegt.
Blanc setzt auf eine junge, hungrige Mannschaft (Durchschnitt: 26,5 Jahre, 20 Länderspiele), die mit einigen Routiniers ergänzt wird. Die bekanntesten Spieler sind Patrice Evra (Manchester United), Franck Ribéry (Bayern München) - zwei der Rädelsführer in Südafrika - sowie Samir Nasri (Manchester City) und Karim Benzema, der bei Real Madrid in der vergangenen Saison mit 21 Toren endgültig den Durchbruch geschafft hat. Das Prunkstück ist jedoch die Defensive. In den letzten 20 Partien kassierte Frankreich nur 9 Gegentore.
Ukraine: Heimvorteil bei Schewtschenkos Abschied
Die Ukraine hofft bei ihrem ersten Auftritt an einer EM-Endrunde auf die Unterstützung des ganzen Volks. «Sie werden uns zusätzlich Kraft geben», sagt Trainer Oleg Blochin, der aus der einheimischen Liga 21 seiner 23 Spieler berief, allein zehn von seinem Stammverein Dynamo Kiew. Blochin selber, der 1975 den «Ballon d'Or» für Europas Fussballer des Jahres gewonnen hatte, die beiden Stürmer Andrej Schewtschenko (35) und Andrej Woronin (32) sowie der Rekord-Internationale Anatoli Timoschtschuk (33) sind die bekanntesten Namen des Gastgebers, der sich in Österreich auf die Endrunde vorbereitet. Für den gesundheitlich angeschlagenen Schewtschenko, den ehemaligen Star der AC Milan, bildet das Turnier womöglich den Abschluss einer grossen Karriere. «Ich träume vom EM-Final mit der Ukraine.»
Erst seit April 2011 führt Blochin wieder die Geschicke des Teams. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fielen die Resultate zuletzt wieder positiv aus. Das Mindestziel des Gastgebers, der das Turnier in Kiew gegen Schweden beginnt, lautet Qualifikation für die Viertelfinals. Dass Blochin das Team in die K.o.-Runde führen kann, bewies er bereits vor sechs Jahren an der WM in Deutschland, als die Ukrainer an ihrer bisher einzigen Endrunde nach dem Sieg im Penaltyschiessen gegen die Schweiz erst in den Viertelfinals an Italien scheiterten.
Schweden: Der Aussenseiter
Wie die Ukraine steigt auch Schweden als Aussenseiter in die Gruppe D. Seit 2000 sind die Skandinavier immer dabei, wenn um die europäische Krone gespielt wird. Zum grossen Coup reichte es aber nie. Nur einmal, 2004, erreichte Schweden die K.o.-Runde. Unumstrittener Star der Mannschaft ist Zlatan Ibrahimovic von der AC Milan, der im Team von Erik Hamren als hängende Sturmspitze alle Freiheiten geniesst. Mit fünf Toren war Ibrahimovic der beste Torschütze in der Qualifikation, welche die Schweden als bester Gruppenzweiter abschlossen.