Es werden Transfers angekündigt wie jener von Eden Hazard zu Chelsea. Manchmal werden Gegner verbal abgegrätscht, wie es Wayne Rooney («What an idiot») nach Pepes wüstem Tritt auf die Hand von Lionel Messi tat. Man macht sich wie der ehemalige Bundesliga-Profi Hans Sarpei über den Gegner lustig. «Heute besuchte die holländische Elf ein Kinderheim in der Ukraine. Es war traurig, diese hoffnungslosen Gesichter zu sehen, sagte Andrej (6).» Oder man schreibt sich, wie der nicht für die EM berücksichtigte Rio Ferdinand, vom heimischen Sofa aus die Finger wund. «Die UEFA wirft ihnen magere Bussen für Rassismus hinterher, aber dafür fette für vergleichsweise unbedeutende Delikte», ärgerte er sich über die Bussen gegen den kroatischen Verband im Vergleich zu jener gegen «Schleichwerber» Nicklas Bendtner.
Manchmal reichen 140 Zeichen, um auf einer Plattform, wie in besagten Fällen via Twitter, einem breiten Publikum die eigene Meinung kund zu tun. Seit 2006 ist, bei entsprechenden technischen Voraussetzungen, jeder Person möglich, sich via Mikroblogging mitzuteilen. Per Ende des letzten Jahres waren über 450 Millionen Konti aktiv, weltweit wurden täglich 175 Millionen Tweets (!) abgesetzt. Cristiano Ronaldos «Gezwitscher» wird mittlerweile von über 10,8 Millionen Personen gelesen, dessen ehemaliger Teamkollege Rooney hat mehr als 4,4 Millionen so genannte «Follower». Diesbezüglicher Leader ist Kaka von Real Madrid mit 11,3 Millionen.
Verhaltensregeln
Manch einer dieser Folger erhofft sich, vielleicht einen Happen aus dem Privatleben der Stars erhaschen zu können. Zuweilen tun ihnen die Sportler den Gefallen, befriedigen mit einem lustigen Freizeit-Foto oder einer skurrilen Nachricht die Neugier. Dass Interna aus der Kabine nach aussen dringt, kommt nur noch in den seltensten Fällen vor. Die grossen Klubs und Verbände haben die Zeichen der Zeit längst erkannt. Sie sind sich der Tragweite der sozialen Nachrichten ihrer Angestellten bewusst und haben Verhaltensregeln aufgestellt.
Der Deutsche Fussball-Bund reagierte etwa, weil im vergangenen November Stürmer André Schürrle («kann heute Abend leider nicht spielen, wegen eines grippalen Infektes») sein Forfait für das Testspiel gegen Holland zu früh und ohne Wissen von Trainer Joachim Löw verbreitet hatte. Seither «darf in Facebook und Twitter nichts geschrieben werden über Verletzungen, Taktik, einfach über Dinge, die nur die Mannschaft angehen». Der dänische Verband regelte das Benützen von sozialen Netzwerken wesentlich rigoroser.
Auch Fussballer benutzen fleissig soziale Medien. /


Er verbot es während der EM-Endrunde.
SFV ohne strenge Regeln
Der Schweizerische Fussballverband (SFV) verfolgt die virtuellen Bewegungen seiner A- und U21-Internationalen auf sozialen Plattformen und den eigenen Internet-Auftritten «mit einem wachenden Auge», wie es Medienchef Marco von Ah formuliert. Vorschriften, wie sie Spaniens Verantwortliche mit einem Twitterverbot während der EM installierten, sind nicht nötig. «Wir haben keine Regulative erstellt und raten auch nicht davon ab, soziale Netzwerke zu benützen», so Von Ah. «Aber wir weisen im Zusammenhang mit Grossanlässen auf die Regelwerke hin. Etwa, dass während der Olympischen Spiele keine Kolumnen vonseiten der Spieler erlaubt sind oder dass während der WM im Stadionbereich ein Handyverbot gilt.» Der SFV ist für die Spieler auch erste Anlaufstelle, wenn es um Fragen bezüglich Autoren-, Persönlichkeits- oder Bildrechte geht.
Von Ah redet von einer «privilegierten Lage», wenn er von der Situation im Schweizer Nationalteam spricht. «Wir hatten bislang noch keinen einzigen ansatzweise kritischen Fall zu behandeln. Die Spieler sind von ihren Klubs gut geschult und handeln vernünftig.» Was dem SFV-Mediensprecher auffiel: Die Homepages der Spieler sind moderat und sehr sachlich gehalten. Auch hier, etwa auf dem Internet-Auftritt von Captain Gökhan Inler, sucht der Fan knackige News oder Aufstellungen schon am Vortag eines Spiels vergeblich. Gemäss Von Ah würde der Verband dann einschreiten, wenn gewisse Grenzen des Anstands überschritten seien. «Wir würden dann handeln, wenn es beleidigende Nachrichten wären. Oder wenn jemand politische oder rassistische Messages verschicken oder ins Netz stellen würde.»
Grösste Online-Präsenz bei Ronaldo
Inler gehört zu einem guten Dutzend Spieler, das eine eigene Online-Präsenz vorweisen kann. In Sachen Neue Medien sind die jüngeren Spieler am meisten präsent. Johan Djourous Einträge verfolgen, nicht zuletzt wegen der Beliebtheit von Twitter in Grossbritannien, über 185'000 Personen, dahinter folgt Inler mit knapp 99'000 Followern. Auch auf Facebook ist Inler die interne Nummer 2. Für die offizielle Page clickten über 107'000 Benützer «Daumen hoch». Beim sieben Jahre jüngeren Leader Xherdan Shaqiri waren es gestern (Donnerstag) mehr als 164'000. Zum Vergleich: Cristiano Ronaldo bringt es auf über 45 Millionen, die ihn (zumindest virtuell) mögen.