Zu diesem Schluss kommen Forscher der britischen Keele University, die 40 Testpersonen unterschiedlichen virtuellen Reizen ausgesetzt und dabei ihre Schmerzempfindlichkeit beobachtet haben. Die grosse Überraschung: Spieler von gewaltfreien Spielen sind empfindlicher als Spieler von Ego-Shootern.
65 Prozent länger ausgehalten
«Wir sind davon ausgegangen, dass emotionale Reaktionen eine deutliche Auswirkung auf das Schmerzempfinden von Menschen haben. Bei diesem Test haben wir die Probanden in einen aggressiven Zustand versetzt und dabei die Auswirkungen beobachtet. Das Resultat bestätigt unsere Annahmen, dass gewalttätige Videospiele die Schmerzgrenze erhöhen», erklärt Forschungsleiter Richard Stephens.
Die untersuchten Personen spielten abwechselnd Killer- und gewaltfreie Spiele. Danach steckten sie ihre Hände in Eiswasser. Durchschnittlich liessen jene Personen, die mit gewalttätigen Inhalten konfrontiert wurden, ihre Hände 65 Prozent länger im Eiswasser.
Beim Spielen von Gewaltspielen wie z.B. «Call Of Duty» wird die körpereigene Schmerzabwehr aktiviert. /


Das Forscherteam sorgte schon vor einem Jahr für Schlagzeilen als es die Theorie aufstellte, dass Fluchen die Schmerzempfindlichkeit senkt.
Gehirnforscher übt Kritik
«Ich halte diese Studie für sehr plakativ. Sie ist wissenschaftlich nicht bahnbrechend. Jede Form von akutem Stress kann eine ähnliche Reaktion auslösen. Diese körpereigene Schmerzabwehr ist ein sehr sinnvoller Mechanismus. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man diese Körperreaktion für eine Therapie einsetzen kann, weil es dabei zu einer Abschwächung der Reizbeantwortung kommt», sagt Jürgen Sandkühler vom Zentrum für Hirnforschung in Wien im Interview.
Die britischen Forscher trotzen der Kritik und sehen für ihre Entdeckung viele Anwendungsmöglichkeiten. «Schmerzforscher untersuchen schon lange, wie man virtuelle Realität für die Therapie einsetzen könnte. Eine Gruppe von Wissenschaftlern in Seattle verwendet eine ähnliche Methode, um Kinder mit schweren Verbrennungen das Leben zu erleichtern», so Stephens. Die Studie wurde in der letzten Ausgabe des Branchen-Journals «Psychological Reports» veröffentlicht.