NEUE ZÜRCHER ZEITUNG:
«Die Wahl des Erzbischofs von Buenos Aires ist eine handfeste Überraschung. [...] Mit diesem Entscheid bekennt sich die katholische Kirche endlich auch im Papstamt zu ihrer Verfasstheit als Weltkirche [...] Das ist ein wichtiger Schritt. [...] Lateinamerika, die Heimat der von Rom verfemten Befreiungstheologie, steht für eine lebendige und wachsende Kirche auf der Seite der Menschen. [...] Die Erwartungen an den neuen Papst sind hoch, gerecht werden kann er ihnen nur im Verbund mit den Bischöfen und Gläubigen. Der erste Auftritt des neugewählten lässt in dieser Hinsicht hoffen.»
NEUE LUZERNER ZEITUNG:
«Fast alles an der Wahl von Jorge Mario Bergoglio ist historisch: Zum ersten Mal ist ein Nichteuropäer zum Papst gewählt worden, zum ersten Mal sitzt ein Angehöriger des Jesuitenordens auf dem Papstthron, zum ersten Mal wird ein neuer Papst gekürt, während sich der alte Papst im TV die Wahl seines Nachfolgers zu Gemüte führt. Und zum ersten Mal hat ein Papst den Mut, sich mit seinem Namen symbolisch in die Fussstapfen des heiligen Franz von Assisi zu begeben. Damit signalisiert - und weckt - der neue Papst hohe Ansprüche.»
AARGAUER ZEITUNG:
«Bescheidenheit und Nähe zu den Menschen. Genau diese Attribute schreibt man auch Jorge Mario Bergoglio zu. [...] Deutlicher könnte der Unterschied zu dem, was Papst Benedikt mit den roten Prada-Schuhen und den Eitelkeiten der Kurie verkörperte, nicht sein.
Mit Franziskus ist erstmals ein Nichteuropäer zum Papst gewählt worden. /


[...] Sympathisch Bergoglios erste Ansprache ans Volk: Er betete mit ihm das Vaterunser und verabschiedete sich wie ein guter Freund mit den Worten «Buona notte e buon riposo» - «Gute Nacht und schlafen Sie gut.» Das ist eine neue Sprache, nicht von oben herab, sondern von Mensch zu Mensch. Einfach und herzhaft. Wenn das kein gutes Omen ist.»
BASLER ZEITUNG:
«Auf den gelehrten Jesuiten warten grosse Aufgaben: Die Krise der Kirche in Europa und auch in Nordamerika ist zu offenkundig. [...] Eine Vatikanbank mit zweifelhaftem Ruf, Missbrauchsskandal, Vatileaks - alle Wege führen in den Kirchenstaat und dort enden sie auch. Mit dem 76-jährigen Argentinier Jorge Mario Bergoglio besteht nun die Möglichkeit, dass sich an der Macht der Kurie etwas ändern wird. Den Kritikern des kirchlichen Beamtenapparates könnte es Rückenwind geben, dass Franziskus nie länger in Rom gearbeitet hat. Für sie ist diese Wahl ein Signal: Das Weiter-so könnte enden.»
TAGESANZEIGER:
«Das Kardinalskollegium hat ein starkes Zeichen gesetzt: Der Papst soll jenen Teil der Welt repräsentieren, dem bis heute die Armen ein trauriges Gesicht geben.[...] Der Erzbischof von Buenos Aires zählt zu jener neuen Generation lateinamerikanischer Bischöfe, die sich für die Armen einsetzen, aber dezidiert auf einer «unideologischen, nicht marxistischen Basis». Ihr Kampf gilt der Unterentwicklung, nicht der Unterdrückung. Die Wahl des Argentiniers ist auch aus einem anderen Grund erstaunlich, ja befremdlich. Ungeklärt ist bis heute, welche Rolle Bergoglio als Jesuitenoberer zur Zeit der argentinischen Militärdiktatur spielte.»