Dies sagte Kobler in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP in Bagdad. Der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten im Irak "lähmt praktisch alles im Land". Es gebe keinen systematischen Dialog zwischen den Konfessionen. "Nicht miteinander reden, ist ein Rezept für ein Desaster", warnte Kobler.
Der scheidende UNO-Sondergesandte nannte zwei Bereiche, in denen Fortschritte erzielt worden seien. Mit seinen Reparationszahlungen an Kuwait habe der Irak die Beziehungen zu dem kleinen Nachbarland verbessert.
«Ich bin sehr besorgt am Ende meiner zwei Amtsjahre, weil die religiöse und ethnische Spaltung zunehmen und die Gewalt zunimmt.» (Symbolbild) /


Ausserdem hätten einige Wahlen stattgefunden, die als frei und fair eingestuft worden seien.
Grosser Reformstau
Kobler, der im Juli die 17'000 Blauhelme starke UNO-Friedensmission in der Demokratischen Republik Kongo (MONUSCO) übernimmt, klagte jedoch über einen Reformstau in dem Land. So müssten ein neues Parteiengesetz und ein Gesetz zum Öl- und Gasmarkt verabschiedet und föderale Strukturen geschaffen werden.
"Hier sind immer noch einige Dinge unvollendet", kritisierte der deutsche Spitzendiplomat. Zwar habe es der Irak mit Nachbarstaaten wie dem Bürgerkriegsland Syrien nicht leicht, viele seiner Probleme seien aber "hausgemacht".
Kein Ende der Gewalt
Das Blutvergiessen im Zweistromland ging unterdessen weiter. Am Donnerstag kamen bei Bombenanschlägen auf Cafés mindestens 22 Menschen ums Leben.
Allein in der Hauptstadt Bagdad starben acht Menschen, als zwei Sprengsätze in Cafés detonierten, wie Polizisten und Ärzte mitteilten. In den Lokalen im Norden und Süden der Stadt hatten sich Leute getroffen, um sich ein Fussballspiel zwischen Real Madrid und Barcelona anzuschauen.
Zu weiteren Detonationen kam es in Bakuba, 50 Kilometer nordöstlich von Bagdad, sowie in Dschbela. In Iskandarija wurde ein Zivilist bei der Explosion einer Autobombe getötet.
Gewalttaten haben im Irak seit Jahresbeginn zugenommen. Allein im Mai wurden 1000 Menschen bei Anschlägen getötet.