Die erste Stellungnahme des global agierenden französischen Tiernahrungsproduzenten ist vage, ausweichend und enthält keine Vorschläge, wie den Bären geholfen werden kann. Mit einem internationalen Protestschreiben fordert «Vier Pfoten» den Konzern auf, endlich Verantwortung zu übernehmen.
Weltweite Entrüstung
Das von «Vier Pfoten» am Dienstag veröffentlichte Videomaterial sorgt weltweit für Entrüstung bei Tierschützern und Tierhaltern. Das Video, das zeigt, wie ein angeketteter Bär von mehreren Jagdhunden im Rahmen eines von Royal Canin gesponserten Wettbewerbs in der Ukraine brutal angegriffen wird, wurde bereits fast 100'000 mal auf Youtube aufgerufen.
Mittlerweile haben sich auch mehrere tausend Unterstützer dem Protest von VIER PFOTEN angeschlossen und E-Mails an den Konzern verschickt. Auch nutzen tausende verärgerte ROYAL CANIN Kunden bereits die Social Media-Kanäle des Tiernahrungsherstellers, um ihren Unmut kundzutun.
Weiterhin kein Interesse an einem Gespräch
«Trotz des steigenden medialen Drucks und einer intensiven Reaktion der Öffentlichkeit gibt es seitens ROYAL CANIN weiterhin kein Interesse an einem Gespräch mit uns. Lapidare Entschuldigungshinweise und Äusserungen, wie etwa, man habe nicht von der Involvierung der Bären gewusst, zeigen eine nahezu hilflose Ignoranz eines Konzerns, der endlich Verantwortung übernehmen soll», sagt Dr. Amir Khalil von «Vier Pfoten».
Die gebrandeten Pokale, die beim Wettbewerb zum Einsatz kamen, belegen eindeutig einen Bärenkampf: Sie tragen folgende Inschrift (übersetzt): «Zweite Meisterschaft zwischen Jagdhunden für Bären und Wildschweine».
«Verantwortung übernehmen heisst, eine tiergerechte Unterbringung für die bei den Veranstaltungen gequälten Bären zu unterstützen. Und an genau einer solchen Lösung arbeiten wir aktuell gemeinsam mit den ukrainischen Behörden», konkretisiert Khalil.
In einer ersten Stellungnahme gibt sich ROYAL CANIN zwar «schockiert und tief berührt» über die Vorfälle.
«Meisterschaft zwischen Jagdhunden für Bären und Wildschweine» /


Darüber, wie es mit den geschundenen Bären weitergehen soll, verliert der Konzern jedoch kein Wort. Es ist lediglich davon die Rede, dass die ukrainische Niederlassung «Massnahmen» ergriffen hat, um jede Art von Sponsoring und Veranstaltungen zu unterbinden, die im Widerspruch zur Tierschutzethik des Unternehmens stehen, «weltweit seien alle ROYAL CANIN-Niederlassungen noch einmal sensibilisiert worden».
Ausserdem ist auf der Website von ROYAL CANIN Deutschland zu lesen, dass «die ukrainische Niederlassung ungewollt eine Veranstaltung unterstützt» hat. Khalil: «Das ist nicht richtig. Wir haben Beweise, dass ROYAL CANIN nicht nur den Wettbewerb im April 2013 unterstützt hat. Im Rahmen unserer Recherche wurde uns Material zugespielt, das belegt, dass ein ähnlicher Wettbewerb bereits im Februar 2012 von ROYAL CANIN gesponsert wurde».
ROYAL CANIN will nichts von «derartigen Veranstaltungen» gewusst haben
ROYAL CANIN Schweiz gab diese Woche gegenüber Journalisten an, nichts von «derartigen Veranstaltungen» gewusst zu haben. Auch dies kann «Vier Pfoten» widerlegen. Amir Khalil: «Wir haben alle europäischen Niederlassungen von ROYAL CANIN, in denen wir ein Büro hat, somit auch in der Schweiz, als auch das Headquarter in Frankreich im Mai 2013 kontaktiert, sie mit den Auszügen des Bildmaterials konfrontiert und um ein persönliches Gespräch gebeten. Bis heute wird ein persönliches Gespräch verweigert.»
Laut Schätzungen von «Vier Pfoten» gibt es in der Ukraine zwischen 15 und 20 sogenannte Kampfbären. Ihnen möchte die Organisation eine artgemässe Zukunft bieten - mit dem Bau eines Bärenrefugiums vor Ort. Dazu braucht «Vier Pfoten» die Unterstützung der ukrainischen Behörden, aber auch von ROYAL CANIN.