Patrik Etschmayer / Quelle: news.ch / Dienstag, 31. Dezember 2013 / 12:07 h
«Guten Tag.»
«Guten Tag. Wie kann ich Ihnen helfen?»
«Es geht um einen Warenumtausch. Ich hätte gern das Jahr 2013 umgetauscht.»
«Hmm, es ist zwar schon etwas knapp, aber schauen wir es mal an... hmm, das sieht aus wie ein ganz normales 2013. Was funktioniert den Ihrer Meinung daran nicht?»
«Na hören Sie mal, das war doch so was von verkorkst! Nur schon das Wetter! Schnee bis in den Mai hinein und fast ununterbrochen saukalt! Dazu Hurrikane, Taifune, Schneestürme und als es im Sommer endlich mal heiss war, konnte man es fast nicht mehr aushalten!»
«Naja, das ist ja kaum ein Argument zum Umtausch. Denken Sie nur mal an das Jahr 1816 zurück.»
«Äh, das war mehr als 150 Jahre vor meiner Geburt.»
«Oh. Na, dann schätzen Sie sich mal glücklich. Jenes Jahr wurde bei uns als «Achtzehnhundertunderfroren» bezeichnet, weil der Sommer aufgrund eines Vulkanausbruchs im Pazifik nicht zu uns kam, so dass die Ernte ausfiel und im Jahr darauf es eine solche Hungersnot gab, dass in der Schweiz Kinder sogar Gras assen, weil es sonst nichts gab.»
«Aber die Überschwemmungen - die Überschwemmungen in diesem Jahr waren ja wirklich ein Grund zum Zurückgeben. Ich meine, halb Mitteleuropa ist abgesoffen!»
«Tut mir Leid, aber wir haben hier unterdessen alle 4 Jahre eine Jahrhundertflut. Und auch wenn 25 Tote schlimm tönen - 1931 starben in China fast 4 Millionen durch Überschwemmungen von Yangtze und Haui und den Folgen von diesen und trotzdem kein Umtausch.»
«Äh... ok, vielleicht war es doch nicht soo schlimm.
Justin Bieber: Rücktritt bei Umtausch nicht mehr gerantiert. /


Aber der Abhörskandal, der hat einem die Lust auf das Jahr ja wirklich verdorben.»
«Jetzt machen Sie aber wohl einen Witz, nicht wahr?»
«Nein - warum meinen Sie?»
«Abgehört werden Sie schon seit Jahren - nur endgültig wissen tun Sie es erst jetzt. Wenn wir aus diesem Grund das Jahr umtauschen würden, dann müssten wir glatt das ganze letzte Jahrzehnt zurück nehmen.»
«Hmm, stimmt auch wieder. Aber der ganze Terror in der Welt hat das Jahr auch nachhaltig versaut. Selbstmordanschläge, Shoppingcenter-Geiselnahmen und die Rucksackbomben von Boston.»
«Ja, ich begreife schon, dass ein empfindsames Gemüt wie das Ihre unter diesen Anschlägen leidet, aber das Jahr war nicht ausserordentlich schlimm in dieser Hinsicht. Die meisten Anschläge haben Sie ohnehin gar nicht mit bekommen, da diese bei uns in den »anderen Meldungen« verstaut werden, denn wen kümmern schon 10, 20 und 30 Tote im Irak oder in Afghanistan? Und wie gesagt - da gab es wirklich Jahre - undi ich rede nicht nur von 2001 - die in dieser Hinsicht bessere Umtauschgründe geboten haben.»
«Ok... aber... äh... die Eurokrise? Ich meine Zypern allein schon und die Dauerkrise in Spanien, Portugal und Griechenland?»
«Nein, alles schon mal da gewesen - und wir hatten bisher noch nicht mal Hyperinflation oder Deflation. Da müssen Sie schon was schlimmeres bringen, als ein paar ruinierte Volkswirtschaften.»
«Schweizer Innenpolitik?»
«Sie sind mir ein Lustiger. Haben Sie brav bei allen Abstimmungen Teil genommen?»
«Was hat das damit zu tun?»
«Wenn ja, sind Sie eh mit dran schuld, wenn nicht, ebenfalls! Das steht in den Klauseln, die sie mit der Entgegennahme des Jahres automatisch akzeptieren.»
«Aber ich mag das Jahr nicht, wie es war - sagen Sie mir einen Grund, warum ich es nicht umtauschen sollte.»
«Naja, es heisst nicht, dass ein Umtauschjahr unbedingt besser ist, als jenes das sie eingetauscht haben - es könnte sogar schlechter sein.»
«Schlechter?»
«Ja, schlechter. Zum Beispiel könnte Justin Bieber
nicht seine Karriere beenden.»
«Oh.»
«Genau.»
«OK, ich behalte es. Und packen Sie mir ein 2014 ein. Vielleicht wird das ja besser.»