Die Affäre um Geri Müller beherrscht seit Tagen die Schlagzeilen im Inland wie auch im Ausland. Beinahe stündlich kommen neue Enthüllungen und in die Sache verwickelte Namen hinzu. Gerade jene - zwar vermutlich überschaubare Zahl - Schweizer, die selbst nicht von der Bieler Gymnasiallehrerin kontaktiert worden sind oder kürzlich mit Sacha Wigdorovits einen Kaffee getrunken haben, ist es schwierig geworden, in der ganzen Angelegenheit den Überblick zu behalten.
Völlig überlastet
Die Journalistenverbände begrüssen derweil die Verschiebung der Session auf unbestimmte Zeit.
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«Viele Redaktionen wären in Personalnotstand geraten, wenn neben #Gerigate und dem schlechten Sommerwetter auch noch über irgendwelche Parlamentsentscheide berichtet werden müsste.» Denn neben den Journalisten, denen der Nacktselfie-Stoff seit April angeboten worden war, und den ehemaligen Journalisten, die heute als PR-Spezialisten die Affäre orchestrieren, sollten auch alle jene Journalisten eine Chance bekommen, die bis jetzt noch keinen Enthüllungs-Beitrag zur wichtigsten politischen Frage des Jahres leisten konnten.
Doch nicht nur den Journalisten, auch Politikern und Unternehmern kommt die Verschiebung zu pass. Noch ist es zum Beispiel immer nicht gelungen, auch Personen wie Frank A. Meyer, Christoph Blocher oder Tito Tettamanti mit der Affäre in Verbindung zu bringen. «Aber das kommt schon noch», gibt man sich optimistisch: «Am Ende wird es einfacher sein, in einer Infografik darzustellen, welcher Journalist und Nationalrat mit der ganzen Sache nie etwas zu tun hatte als alle Verstrickungen aufzuzeigen.»
Dümmste Diebe arbeitslos
Mit Blick auf die Lese- und Klick-Verhalten der Schweizer Medienkonsumenten hatten am Vormittag bereits andere Organisationen mit einem Moratorium auf die Affäre reagiert. Die «Vereinigung der dümmsten Diebe» wie auch der «IG der grössten Bagger-Deppen» hatten heute früh erklärt, bis auf weiteres mit Aktionen zuzuwarten, die dann sowieso nicht die ganz grossen Schlagzeilen erhalten würden.
Terror gestoppt?
Noch geprüft wird derzeit die Echtheit eines Videos, das auf Youtube aufgetaucht ist, und in dem ein schwarz verhüllter, mutmasslicher IS-Terrorist ankündigt, auf die Hinrichtung westlicher Geiseln zu verzichten, «bis, so Gott will, die Gier nach #Gerigate-Details befriedigt ist und die Herzen der Ungläubigen wieder fähig sind, durch unsere Handlungen Furcht zu empfinden.» Anfang Woche hatte die auf Video verbreitete Enthauptung des amerikanischen Kriegsfotografen in der Schweiz kaum Beachtung gefunden.