Sascha Plecic / Quelle: news.ch / Mittwoch, 4. Februar 2015 / 19:21 h
Wenn Sie das Gefühl haben, nur weil Sie Pulp Fiction zig mal in Original gesehen haben, MTV auf Englisch konsumieren und auf der Arbeit Business English reden, würden Sie Iren verstehen - liegen Sie falsch. Ihr Englisch in Dublin ist etwa so hilfreich wie schlechtes Hebräisch im Oberwallis.
Als Dublin-Novize werden Sie sich schon auf der Taxi-Fahrt vom Flughafen in die Stadt doppelt und dreifach die Gehörgänge schrubben und Augen wundreiben: Sie verstehen nichts. Nullkommanichts. Nada. Nothing. Uberhaupt fuckin nichts. So nichts, wie wenn Sie einem Schwarzbären bei Mondfinsternis um Mitternacht in den Hintern schauen - sie sehen N-I-C-H-T-S.
Eyboddayayewellyea
Das fängt an bei der Begrüssung des Taxifahrers an: «Eyboddayayewellyea?» Was?! Nein, er hat keinen Cousin, der Aryuveda-Treatment macht. Er hat sie einfach begrüsst. In seiner Sprache. Und er fragt Sie wie's Ihnen geht.
Nächster Halt: An Lar. Dubliner Bus im Jahr 1974. /


Okay, das könnte man eventuell sogar noch erahnen - aber wir warnen Sie: das war die 10-Franken-Frage bei «Wer wird Millionär».
Ein paar «Feckingreacollumponayfeööövhjuvan» weiter werden Sie resignieren und nur noch nicken. Vielleicht ein konsterniertes «Yes» huscht Ihnen über die Lippen. Weil Gesprächsstoff gibt's nicht. Nicht mal den Weg kann man diskutieren. Die Schilder sind zum Beispiel angeschrieben mit «An Lar». Superhilfe, Ihr Business English, was?
Beee
Und das ist nicht alles: Der Taxifahrer erzählt Ihnen weitere Anekdoten seines ruhmreichen Prügelkneipenlebens: «Ayaaeenaueeesauayyyzbinmemorayyysnsteff» etc. Ne halbe Stunde später sind Sie womöglich an Ihrem Ziel angekommen - frustriert ob ihrer Sprachkapitulation und hoffen nur noch darauf, nach dem Auspacken, Einrichten und Duschen, es zumindest fertigzubringen, ein Bier bestellen zu können. Denn das brauchen Sie jetzt.
Sollte hinhauen, denn Bier heisst Beee (wie der Buschstabe B auf Deutsch, einfach mit längerem e, das R schlucken Sie). Und wenn man auch das aus Ihrem Mund nicht versteht, sagen Sie einfach Guinness. Damit sind Sie am Ziel einer langen mühseligen Reise.
Und dann werden Sie etwas erleben, dass Sie bisher nie für möglich gehalten hätten: Nach drei Pints verstehen Sie langsam Irisch - und reden selber so. Die Nacht wird lang, die Iren werden Ihren übermütig trotteligen Akzent lieben und Sie selber tiefer ins Herz schliessen als ihre eigene Grossmutter.
Wieso Dublin so sexy wurde, lesen Sie morgen .