Sascha Plecic / Quelle: news.ch / Donnerstag, 5. Februar 2015 / 19:29 h
Dublins Spitzname ist Dirty Ol' Town, und doch liegt mit dem Phoenix Park der grösste öffentliche und wohl schönste Park Europas inmitten der City. Dubliner sind verschrien als Rüpel und gleichzeitig die bewandertsten Poeten, die es gibt. How come?
Mit knapp 2 Millionen Einwohnern beheimatet der Grossraum Dublin fast die Hälfte der gesamten irischen Population (4,595 Mio.). Dieses Zentrum bildet den brodelnden Mittelpunkt der irischen Kultur, die geprägt ist durch Poesie, Bildung, Religion, aber auch Armut und politische Spannungen.
The Chime In The Slime
Keine andere Stadt ist so gespalten zwischen Identität und der Sehnsucht nach Veränderung. Dass dies nur schwer gelingt, zeigt das Vorhaben, im - sagen wir mal, unbeschwimmbaren - Stadtfluss Liffey zur Milleniumswende. Man wollte eine digitale Countdown-Uhr einbetten, die zu Jahresbeginn in prächtigen Farben erstrahlen sollte. Das sauteure Projekt wurde nur drei Tage nach Installation wieder entfernt. Niemand weiss so recht, wieso.
O'Connell Bridge über den Liffey. /


Iren lachen heute noch: «Dieses Ding hätte man in der Gülle eh nicht gesehen!» spottet der Obdachlose auf der Ha'penny Bridge. Das finanzielle Desaster ging unrühmlich als «The Chime In The Slime» in die Geschichte ein. Und so blieb im geliebten Fluss alles beim alten: dreckig, aber sympathisch.
Keltischer Tiger
Besser lief's in der Bekämpfung der Kriminalität, wurden in den 90ern noch 44 % (.) der Population Zeuge oder Opfer einer Straftat, sind es heute (nach einem kurzen Rückfall Mitte der Nuller Jahre) nicht mal mehr ein Viertel. Das hängt mit dem Wirtschaftsboom zusammen, der Mitte der Neunziger begann und dazu führte, dass der «keltische Tiger» Irland und damit sein Zentrum Dublin als attraktiver Firmenstandort, u.a. für Telekommunikations- und IT-Riesen, ausgemacht wurde. Die Arbeitslosigkeit sank massiv, die Wachstumsrate war im Verhältnis kaum zu überbieten, und mit dem EU-Beitritt, der in Brüssel als einer der grössten Erfolge gefeiert wird, öffnete sich für ca. 200'000 Osteuropäer die Arbeitsschleuse, um die Maschinerie am laufen zu halten.
Mittlerweile ist Dublin sexy geworden. Eine Multikultistadt, in der auch viele Spanier, Franzosen, Polen, Italiener und Deutsche heimisch sind. Die Kriminalitätsrate beträgt heute noch 12 % und die positive wirtschaftliche Entwicklung spiegelt sich in der explodierenden Clubkultur wieder.
Wie sich Dublin's Clubkultur heute präsentiert, lesen Sie morgen ...