Die negativen Zinsen machten Anlagen in Franken weniger attraktiv und «werden über die Zeit zu einer Abschwächung des Frankens beitragen», teilte die SNB am Donnerstag mit. Insgesamt sei der Franken weiterhin «deutlich überbewertet». Sie bleibe deshalb «bei Bedarf» am Devisenmarkt aktiv, bekräftigte die SNB ihre Geldpolitik, die seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses am 15. Januar gilt.
Das Zielband für den Drei-Monats-Libor beträgt weiterhin -0,25 bis -1,25 Prozent. Beim Negativzins von -0,75 Prozent auf Giroguthaben gelten weiterhin die gleichen Freibeträge, mit denen gewisse Anlagen verschont werden.
Ökonomen hatten damit gerechnet, dass die SNB ihren geldpolitischen Kurs unverändert fortsetzt. Denn womöglich wollten sich die Schweizer Notenbanker die Option einer weiteren Zinssenkung für eine Eskalation der Griechenlandkrise vorbehalten.
Falls es - wie immer stärker befürchtet - tatsächlich zu einem sogenannten Grexit, also dem Austritt des südeuropäischen Landes aus dem Euro, kommt, sind grössere Devisenzuflüsse in den «sicheren Hafen» Schweiz zu erwarten oder zumindest nicht unwahrscheinlich. In einem solchen Fall könnte sich die SNB gezwungen sehen zu reagieren.
Kein Währungskorb
Der Euro notierte zuletzt bei knapp 1,05 Franken und damit auf einem ähnlichen Stand wie bei der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB im März.
Ökonomen hatten damit gerechnet, dass die SNB ihren geldpolitischen Kurs unverändert fortsetzt. /


Nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses hatten Politiker und Unternehmer die Hoffnung geäussert, dass sich der Kurs bei 1,10 Franken einpendelt, was insbesondere den Exporten und dem Schweizer Tourismus helfen würde.
Vereinzelt waren Forderungen nach einem neuen Euro-Mindestkurs oder nach einer neuen Kursuntergrenze mit einem Währungskorb aufgekommen. Doch die SNB verzichtete am Donnerstag erwartungsgemäss darauf.
Die meisten Ökonomen bezweifeln ohnehin, dass die SNB einen neuen Mindestkurs oder einen Währungskorb ohne grössere Probleme durchsetzen könnte. Bei der Deutschen Bank heisst es etwa, dass es jeglicher Wiedereinführung eines formellen Mindestkurses an Glaubwürdigkeit fehlen würde.
So beliess es die SNB bei verbalen Interventionen. Die Preisstabilität ist zwar für dieses und nächstes Jahr nicht gewährleistet. Die Nationalbank revidierte die Prognose für die Teuerung im Jahr 2015 aber leicht von -1,1 auf -1,0 Prozent. Für 2016 geht sie von -0,4 statt -0,5 Prozent Teuerung aus. 2017 sollte es dann wieder einen leichten Preisanstieg von +0,3 Prozent geben. Im März war die SNB hier noch von +0,4 Prozent ausgegangen.
Bei dem Wachstum der Schweizer Wirtschaft geht die Nationalbank für dieses Jahr unverändert von einem Wachstum von knapp 1 Prozent aus. Vor der Aufhebung des Euro-Mindestkurses hatte sie noch ein Plus von rund 2 Prozent prognostiziert.