EU-Vizekommissionschef Valdis Dombrovskis äusserte sich im Vorfeld skeptisch: «Wir hoffen auf weitere Fortschritte heute», sagte er vor Beginn der Gespräche. Er denke, dass es ziemlich unwahrscheinlich sei, dass die EU-Kommission heute ein Mandat bekommen werde, formale Verhandlungen über ein weiteres Hilfspaket zu beginnen.
Auch der slowakische Finanzminister Peter Kazimir gab sich pessimistisch: «Es ist nicht möglich, heute eine Einigung zu finden.» Maximal sei eine Empfehlung der Eurogruppe an den Euro-Gipfel möglich. Die Vertrauensbrücke sei noch nicht da. Daher könne es keinen Deal geben.
Sein finnischer Amtskollege Alexander Stubb meinte, auf einer Skala von 1 bis 10 befinde man sich bei den Verhandlungen mit Griechenland erst zwischen 3 und 4. Finnland hatte tags zuvor mit der Möglichkeit eines Grexit für Unruhe gesorgt.
Vertrauen in Athen verloren
Der italienische Ressortchef Pier Carlo Padoan bezeichnete das fehlende Vertrauen in die griechische Regierung als Hauptproblem bei den Verhandlungen mit der Eurogruppe. Es gehe nun darum, die Bedingungen für einen Verhandlungsstart zum dritten Hilfspaket zu erreichen. «Das ist ein realistisches Ziel.»
Etwas konzilianter gab sich der luxemburgische Ressortchef Pierre Gramegna.
Eurogruppe Griechenland-Gipfel /


Man solle keine Option im Voraus wegschieben. «Wir sind hier, um Kompromisse zu finden. Das eine Ziel der Eurogruppe ist es, die Arbeit der Regierungschefs vorzubereiten».
Der Luxemburger verwies dabei auf die wirtschaftliche Lage Griechenlands, die sich mit jedem Tag verschlechtert. Man werde sehen, wie weit die griechische Regierung gehe, um einen Kompromiss zustande zu bringen, meinte er. Fragen nach einem Grexit wollte er nicht kommentieren.
Österreichs Ressorchef Hans Jörg Schelling wollte zwar seine Einschätzung vom Vortag, wonach die Chancen auf eine Einigung 60:40 ausmachen, nicht ändern. Allerdings meinte er, die Deadline könnte nun der 20. Juli sein. Bis dahin muss Griechenland mehrere Milliarden Euro an die Europäische Zentralbank (EZB) zurückzahlen.
Keine Stellungnahme gaben am Sonntagvormittag Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem und IWF-Chefin Christine Lagarde ab.
Am Nachmittag wollen auch die Staats- und Regierungschefs der 19 Euro-Länder beraten. Ein darauffolgendes Gipfeltreffen aller 28 EU-Chefs wurde am Sonntagmorgen hingegen abgesagt.