fest / Quelle: pd / Dienstag, 2. November 2021 / 17:01 h
Die Impfmüdigkeit ist eine der grössten Herausforderungen bei der Eindämmung der COVID-19-Pandemie. Frühere Studien haben gezeigt, dass Massenkommunikation - in Form von Kurznachrichten, die über das Fernsehen oder das Radio verbreitet werden - kein sehr wirksames Mittel ist, um die Zögernden zu überzeugen. Im Gegensatz dazu kann ein Gespräch mit einem Experten, dem man vertraut, überzeugender sein, aber ein persönliches Gespräch mit jedem Impfverweigerer ist unpraktisch.
Um dieses Problem zu lösen, hat ein Team von Kognitionswissenschaftlern des Institut Jean-Nicod (
CNRS /
ENS-PSL) und des Laboratoire de Neurosciences Cognitives et Computationnelles (
INSERM /
ENS-PSL) einen Chatbot entwickelt, der den Nutzern Antworten auf 51 häufig gestellte Fragen zu COVID-19-Impfstoffen gibt.1 Chatbots haben den Vorteil, dass sie schnelle, personalisierte Fragen und Antworten bieten und gleichzeitig eine grosse Anzahl von Menschen erreichen.
20% weniger Impfverweigerer
Das Team testete seinen Chatbot mit 338 Personen und verglich deren Reaktionen mit denen einer Kontrollgruppe von 305 Teilnehmern, die nur einen kurzen Absatz mit Informationen über COVID-19-Impfstoffe lasen. Nach einigen Minuten der Interaktion mit dem Chatbot stieg die Zahl der Teilnehmer mit einer positiven Einstellung zum Impfen um 37 %.
Ein Chatbot kann die Impfbereitschaft erhöhen. /


Auch die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, war nach der Nutzung des Chatbots grösser: Die Zahl der Impfverweigerer ging um 20 % zurück. In der Kontrollgruppe waren solche Einstellungsänderungen vernachlässigbar.
Die Fragen wurden auf der Grundlage von Umfragen zu den Gründen für das Zögern beim Impfen sowie von Artikeln über impfbezogene Vorurteile ausgewählt. Die Antworten wurden aus wissenschaftlichen Quellen zusammengestellt und von COVID-19-Impfstoffspezialisten genehmigt.
Teilnehmergruppe nicht identisch mit Bevölkerungsdurchschnitt
Es muss noch gezeigt werden, ob die Auswirkungen der Chatbot-Interaktion dauerhaft sind und ob sie in allen Altersgruppen und bei denjenigen, die sich am stärksten gegen eine Impfung sträuben, gleich sind. Dennoch hat diese Studie gezeigt, dass ein Chatbot indirekt ein sehr grosses Publikum erreichen kann: Die Hälfte der Versuchsgruppe versuchte später, andere davon zu überzeugen, sich impfen zu lassen, wobei drei Viertel von ihnen angaben, dass sie sich dabei auf die vom Chatbot bereitgestellten Informationen stützten. Dazu muss gesagt werden, dass die Gruppe der Teilnehmer jünger und gebildeter war als die Gesamtbevölkerung.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein Chatbot, der regelmässig auf den neuesten Stand der Impfstoffwissenschaft gebracht wird, ein wirksames Instrument sein könnte, um die Impfzurückhaltung zu verringern.