Was ist Ingwer?
Ingwer (Zingiber officinale) gehört zur Familie der Ingwergewächse und ist eng mit Kurkuma und Kardamom verwandt. Genutzt wird der unterirdische Teil der Pflanze, das Rhizom - oft fälschlich als Wurzel bezeichnet. Dieses verzweigte, knotige Gewächs enthält ätherische Öle, Harzsäuren und den scharf schmeckenden Stoff Gingerol, der für viele gesundheitliche Effekte verantwortlich gemacht wird. Ursprünglich stammt Ingwer aus Südostasien, wird heute aber in vielen tropischen und subtropischen Regionen wie Indien, China und Nigeria angebaut.
Anbau und Ernte: Vom Feld in die Küche
Ingwer gedeiht in feucht-warmem Klima mit Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad. Die Pflanze bevorzugt lockere, humusreiche Böden und Halbschatten. Vermehrt wird sie vegetativ: Frische Rhizomstücke mit mindestens einer Knospe werden eingepflanzt. Nach acht bis zehn Monaten sind die Rhizome reif. Geerntet wird meist per Hand, um Beschädigungen zu vermeiden. Je nach Erntezeitpunkt unterscheidet man zwischen jungem Ingwer (mild, saftig) und ausgereiften Knollen (faseriger, schärfer). Nach der Ernte werden die Rhizome gewaschen, getrocknet und teilweise weiterverarbeitet.
Gesundheitliche Wirkungen: Mehr als nur Schärfe
Ingwer wird seit Langem in der Volksmedizin genutzt. Moderne Studien untersuchen vor allem seine entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften. Gingerol soll die Durchblutung anregen, was das subjektive Wärmegefühl erklärt. Zudem wird Ingwer bei Verdauungsbeschwerden, Übelkeit und leichten Erkältungssymptomen empfohlen.
Die Geschichte des Ingwers reicht über 5.000 Jahre zurück. /


Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) erkennt die Wirksamkeit bei Reiseübelkeit an. Vorsicht ist jedoch bei hohen Dosen oder in Kombination mit Blutverdünnern geboten - hier kann Ingwer Wechselwirkungen auslösen.
Traditionelle Chinesische Medizin: Energie im Fluss
In der TCM gilt Ingwer als «Yang-Tonikum», das Kälte aus dem Körper vertreibt und die Lebensenergie Qi aktiviert. Er wird bei «Kälte-Mustern» eingesetzt - etwa fröstelnden Menschen mit blasser Haut oder steifen Gelenken. Typisch ist die Zubereitung als Decoction: Frische Scheiben werden gekocht, um die scharfen Stoffe zu mildern. Kombiniert mit Honig oder Datteln soll der Tee die Mitte stärken und die Abwehrkräfte unterstützen. Auch als Kompresse bei Muskelverspannungen findet Ingwer Anwendung.
Vom Tee bis zur Kapsel: Darreichungsformen im Überblick
Ingwer lässt sich auf vielfältige Weise in den Alltag integrieren:
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Frisch: Als Tee (geschält und aufgebrüht), gerieben in Suppen oder Smoothies.
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Getrocknet: Gemahlen als Gewürz oder in Kapseln aus der Drogerie.
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Eingelegt: Sushi-Begleiter Gari oder kandiert als Snack.
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Äusserlich: Als Öl in Bädern oder wärmenden Salben.
Kapseln mit Ingwerextrakt bieten eine standardisierte Dosierung, sind aber kein Ersatz für eine ausgewogene Ernährung. Frischer Ingwer enthält zudem mehr sekundäre Pflanzenstoffe.
Einfache Rezepte für kalte Tage
Ingwertee klassisch
3 Scheiben frischen Ingwer (ca. 2 cm) mit 300 ml kochendem Wasser übergiessen. 10 Minuten ziehen lassen, nach Belieben mit Zitrone oder Honig verfeinern.
Wärmender Apfel-Ingwer-Smoothie
1 Apfel, 1 Banane, 1 TL geriebenen Ingwer, 200 ml Hafermilch und eine Prise Zimt mixen.
Asiatische Ingwer-Suppe
1 Zwiebel anbraten, 2 cm Ingwer hinzufügen, mit 500 ml Gemüsebrühe ablöschen. 2 gehackte Möhren und 100 g Linsen köcheln lassen, bis alles weich ist. Mit Sojasauce abschmecken.
Ein Gewürz mit Tradition und Zukunft
Ingwer ist mehr als ein Trend - seine Geschichte reicht über 5.000 Jahre zurück. Ob als Tee, Gewürz oder
Ergänzungsmittel: Die Knolle bietet eine natürliche Option, um den
Winter wärmer zu gestalten. Wer die Schärfe mag, kann experimentieren; wer sie mildern möchte, kombiniert Ingwer mit süssen oder sauren Zutaten. Wie bei allen pflanzlichen Mitteln gilt: Auf den Körper hören und bei Unsicherheit professionellen Rat einholen. Bleibt nur, eine Tasse Tee zuzubereiten - und das Wintergrau mit etwas Würze zu vertreiben.