Am vergangenen Freitag hatte es in der libyschen Hauptstadt schwere Zusammenstösse gegeben. Gaddafi-Truppen hatten nach Berichten von Augenzeugen auf eine Gruppe von rund 500 Demonstranten geschossen, die nach dem Freitagsgebet auf die Strasse gegangen waren. Dabei sollen mehrere Menschen getötet worden sein.
Wenige Stunden vor den Freitagsgebeten waren die Strassen in Tripolis an diesem Freitag aber ungewöhnlich leer. «Tripolis ist eine Phantomstadt», sagte der Generalsekretär der libyschen Menschenrechtsliga, Sliman Bouchuiguir, am Freitag in Genf.
«Die Leute wissen, was sie erwartet, wenn sie aus dem Haus gehen.» Gaddafi sei jedes Mittel recht, um sich an der Macht zu halten.
Ruhe vor dem Sturm? (Symbolbild) /
«Wir erwarten, dass er jedes zu seiner Verfügung stehende Mittel anwenden wird, um den Aufstand niederzuschlagen.»
Wie Bouchuiguir weiter sagte, wurden in Tripolis in den vergangenen fünf Tagen mindestens 300 Regimegegner festgenommen. In der nahe gelegenen Stadt seien weitere 70 Oppositionelle abgeführt worden. «Die Gaddafi-treuen Kräfte gehen von Haus zu Haus und nehmen einen nach dem andern fest, der verdächtigt wird, die Opposition zu unterstützen», sagte Bouchuiguir.
Ausgehverbot für ausländische Journalisten
Die Berichterstattung über die Ereignisse in Tripolis blieb weiter schwierig. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters hielten libysche Sicherheitskräfte am Freitag rund 130 ausländische Journalisten in ihrem Hotel fest. Begründet wurde der Schritt damit, dass Kreise mit Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida Anschläge planten.
Die Reporter - unter ihnen auch Reuters-Journalisten - wollten in Richtung Stadt-Zentrum aufbrechen, um über mögliche Proteste nach den Freitagsgebeten zu berichten, als sich ihnen die Sicherheitskräfte in den Weg stellten.