Die libyschen Erdöllieferungen seien am versiegen, erklärte die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) in ihrem Halbjahresbericht zum Aussenhandel.
Von Januar bis Juni sanken die gesamten Importe aus Libyen um 87,8 Prozent auf 220 Mio. Franken. Die Ausfuhren der Schweiz in das nordafrikanische Land - vor allem Maschinen, pharmazeutische und landwirtschaftliche Produkte - schrumpften um 47,4 Prozent auf 89 Mio. Franken.
Tamoil am stärktsten betroffen
Beim weitaus grössten Teil der Importe aus Libyen handelt es sich um Erdöl. Am stärksten getroffen von dem weitgehenden Versiegen der libyschen Lieferungen ist die staatliche libysche Tamoil-Gruppe, die 350 Tankstellen in der Schweiz und in Collombey VS eine Raffinerie betreibt.
Libyen war mit einem Anteil von knapp 50 Prozent der wichtigste Rohöllieferant der Schweiz. Insgesamt machten die libyschen Lieferungen aber nur knapp 20 Prozent des Gesamtbedarfs der Schweiz an Öl, Diesel und Benzin aus.
Der libysche Staatschef Muammar el Gaddafi hatte der Schweiz vergangenen Herbst mit einem Öl-Lieferboykott gedroht. /


Sébastien Dupré von der Zollverwaltung verwies darauf, dass die Hauptlieferanten von Erdöl auch schon früher geändert hätten. So sei einst Nigeria in der Rolle Libyens gewesen. Seit Januar hätten nun die Erdölimporte aus Aserbaidschan explosionsartig zugenommen.
Swiss nicht mehr nach Lybien
Der libysche Staatschef Muammar el Gaddafi hatte der Schweiz vergangenen Herbst mit einem Öl-Lieferboykott gedroht. Den ebenfalls angedrohten Abzug der Guthaben auf Schweizer Banken hat er weitgehend wahr gemacht: Sie sanken 2008 von 5,748 Mrd. auf 628 Mio. Franken. Zudem darf die Swiss nicht mehr nach Libyen fliegen.
Gaddafi reagierte damit auf die auf die vorübergehende Verhaftung seines Sohnes Hannibal und dessen Frau im vor einem Jahr in Genf. Grund war eine Anzeige von zwei Bediensteten wegen Misshandlungen durch den Präsidentensohn und seine hochschwangere Gattin.