In einem beispiellosen Schritt wandte sich der Oberkommandierende der Internationalen Schutztruppe (ISAF), US-General Stanley McChrystal, in einer Fernsehansprache an die Afghanen und sicherte eine vollständige Aufklärung des Vorfalls zu.
Der Chef der ISAF-Öffentlichkeitsarbeit, US-Konteradmiral Greg Smith, besuchte im Spital von Kundus Verletzte des Angriffs, der sich nach ISAF-Darstellung gegen Taliban-Kämpfer gerichtet hatte.
90 Tote
Auf Anforderung eines deutschen Offiziers hatte ein US-Jagdbomber am Freitag zwei von den Taliban gestohlene Tanklastwagen bombardiert und dabei 50 bis 90 Menschen getötet. Unter den Opfern sind nach offiziellen afghanischen Angaben viele Zivilisten.
Ein Knabe, der an Arm und Bein schwere Brandwunden erlitten hatte, schilderte, wie er den Angriff erlebt hatte. «Wie alle anderen wollte ich Benzin aus den Tanklastern holen, als die Bomben auf uns fielen», sagte der sechs oder sieben Jahre alt Schaifullah.
Sicherheit der Zivilisten hat Piorität
ISAF-Chef McChrystal versicherte, dass ihm nichts wichtiger sei als der Schutz der afghanischen Zivilbevölkerung.
Kouchner: «Wir müssen mit ihnen zusammenarbeiten statt sie zu bombardieren.» /

Der afghanische Präsident Hamid Karsai äusserte sein «tiefes Bedauern». /


Er hatte seine Kommandanten im Sommer angewiesen, vor der Eröffnung des Feuers den Schutz von Zivilisten sicherzustellen.
In der Europäischen Union wurde inzwischen scharfe Kritik am Luftangriff in Afghanistan laut. Frankreichs Aussenminister Bernard Kouchner sprach beim informellen EU-Aussenministertreffen in Stockholm von einem «grossen Fehler».
Zusammenarbeit
«Wir müssen so etwas verhindern», sagte Kouchner zum NATO-Luftangriff. Die Strategie der internationalen Truppen in Afghanistan müsse sein, «mit dem afghanischen Volk zusammenzuarbeiten - nicht, es zu bombardieren».
Mit Trauerfeiern und Gebeten gedachten die Afghanen derweil der Opfer des Luftangriffs. In rund einem Dutzend Dörfer waren Andachten für die getöteten und verletzten Menschen zu hören.