Franziska Siegrist / Quelle: news.ch / Freitag, 18. Dezember 2009 / 16:25 h
Seit 2 Jahren wird um einen Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll gerungen. Und heute – oder eher wahrscheinlich: irgendwann zu später Stunde oder sogar morgen – soll nun der definitive Vertrag vorliegen.
Gerne wäre ich jetzt live in Kopenhagen dabei. Das würde mir allerdings auch nicht viel nützen, wenn ich nicht direkt Mitglied einer Verhandlungsdelegation wäre. Das Konferenzzentrum Bella Center ist nur noch für die offiziellen Teilnehmer geöffnet.
Viele Nebenveranstaltungen mussten kurzfristig in andere Lokalitäten in Kopenhagen verlegt werden. Die Politiker bleiben nun unter sich. So müssen sich wohl viele der angereisten Interessenten, die auf ein neues griffiges Klimaabkommen hoffen, wie ich mit Meldungen aus Radio und Internet begnügen.
Worüber wird jetzt noch debattiert?
Um die Mittagszeit startete die Schlusssitzung. Alle Redner machen klar, dass nun genug geredet sei und dass nun die Zeit reif sei für konkretes Handeln. Das eigentliche Vertragsdokument ist noch geheim, die Verhandlungen finden hinter verschlossenen Türen statt. Doch die Reden sind öffentlich.
Konferenzleiter Lars Løkke Rasmussen und seine Vorgängerin Connie Hedegaard. /

Gespanntes Warten auf die Ergebnisse der Verhandlungen in Kopenhagen. /


Es scheint zumindest Einigkeit über das strategische Langzeitziel zu bestehen, dass die globale Durchschnittstemperatur nicht mehr als 2 Grad über das vorindustrielle Niveau steigen soll.
Über den Weg zu diesem Ziel und die Details des Vertrags gehen aber die Meinungen noch auseinander. Einige Nachrichten wecken Hoffnung: Hillary Clinton erklärte gestern, dass weltweit jährlich 100 Milliarden Dollar für Massnahmen gegen den Klimawandel in Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt werden sollen und die USA bereit seien, einen angemessenen Anteil zu übernehmen.
China und Indien bereit zu Transparenz
Im Gegenzug signalisierten China und Indien die Bereitschaft zur Transparenz und unabhängiger Kontrolle über die Massnahmen, die sie zukünftig zur Verminderung des Klimawandels treffen werden. Dies ist eine Grundvoraussetzung, damit die USA überhaupt über ein Abkommen verhandeln.
Brasilien hat nun als erstes Entwicklungsland eingewilligt, sich an Finanzierungsmechanismen für ärmere Länder zu beteiligen. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte in seiner Rede in der Schlusssitzung: «Ich zähle auf ihre Führungskraft und ihr Engagement. Die Ziellinie ist in Sicht. Unsere Arbeit trägt Früchte.»
Abwarten und Hoffen
Uns von der Konferenz Ausgeschlossenen bleibt das Hoffen und Abwarten. Es ist wie vor der grossen weihnächtlichen Bescherung: Am Nachmittag vor Heiligabend, wenn die Spannung am grössten ist, geht die Tante mit den Kindern in den Zoo oder der Grossvater erzählt ihnen eine Geschichte. Erst wenn alles vorbereitet ist, dürfen die Kinder das weihnächtlich geschmückte Wohnzimmer betreten.
So suchen auch wir heute die Ablenkung und beurteilen morgen das definitive Resultat der Konferenz. Bis dahin empfehle ich Ihnen, sich beim «Adventskalender Nachhaltige Entwicklung» (siehe Link auf der rechten Seite) über ermutigende Projekte zu informieren. Dort können Sie auch die interessanten Antworten aus dem Chat von Patrick Hofstetter, einem Klimadelegierten in Kopenhagen, nachlesen. Oder Sie nehmen sich Zeit, die Quizfragen der vergangenen Tage noch nachträglich zu lösen, um an der Verlosung des Hauptpreises teilzunehmen.