Auch mehrere Stunden nach dem geplanten Ende des Klimagipfels in Kopenhagen haben zahlreiche Staats- und Regierungschefs am Verhandlungstisch gesessen und zumindest nach einem minimalen Lösung gesucht. Andere verliessen den Gipfel bereits wieder.
Als einer der ersten Staats- und Regierungschefs reiste am Abend der russische Präsident Dmitri Medwedew ab. Offiziell, um am Samstag an einem Gipfel früherer Sowjetrepubliken in Kasachstan teilnehmen zu können.
Doch Medwedews Berater Arkadi Dworkowitsch übte zugleich harsche Kritik an den dänischen Gastgebern des Gipfels. So würden etwa die Dokumente für die Staats- und Regierungschefs schlecht vorbereitet. «Im Grunde müssen die Führer hier selbst den Text schreiben und ihn auch noch redigieren», sagte Dworkowitsch. Es gebe allenfalls eine Chance, eine politische Erklärung abzugeben.
Dworkowitsch bezeichnete das Treffen als eines der «erfolglosesten Treffen auf höchster Ebene» überhaupt, nach Angaben der Agentur Interfax. «Leider ist die Organisation so, dass eine Einigung gar nicht gelingen kann.»
Enttäuscht von Obamas Rede
Der Schweizer Umweltminister Moritz Leuenberger hingegen hielt Prognosen über den Ausgang der Konferenz am frühen Abend für verfrüht.
Der Klimagipfel schwankt aus Leuenbergers Sicht zwischen «Hopenhagen und Flopenhagen». /


Der Klimagipfel in Kopenhagen schwankt aus seiner Sicht zwischen «Hopenhagen und Flopenhagen», sagte der Bundesrat bei einer Medienkonferenz der Schweizer Delegation in Kopenhagen.
Eine Prognose zu ziehen, komme dem Lesen im Kaffeesatz gleich. «In den nächsten Stunden wissen wir mehr». Erst am Samstag könne er sagen, ob er frustriert oder zufrieden sei.
Von der Rede des US-Präsidenten Barack Obama sei er enttäuscht gewesen, sagte Leuenberger auf eine entsprechende Frage weiter. «Er hat nichts Neues gesagt. Ich habe das Gegenteil gehofft.» Obama war am Vormittag in Kopenhagen eingetroffen.
Zu schwammige Formulierungen
Derzeit versuchen in Kopenhagen zwei Arbeitsgruppen einen Konsens finden. Eine der Gruppen verständigte sich am Abend auf einen Entwurf für eine Vereinbarung. Die Vertreter der USA, Chinas, der EU und Afrikas wollten demnach das Ziel «beachten», die Erderwärmung auf zwei Grad zu beschränken.
Die USA und China wollten sich anschliessend nochmals abschliessend über das 12-Punkte-Papier verständigen. Das Gipfelplenum von 193 Staaten hat noch nicht über den Entwurf beraten, der in vielen Bereichen schwammige Formulierungen enthält.