In den letzten Jahren habe sich die Einstellung der Menschen und damit die soziale Norm verändert. Man halte es durch Blogs und andere Dienste für selbstverständlich, mehr und andere Information offener und mit mehr anderen Leuten zu teilen, so Zuckerberg.
Wenn er heute Facebook noch einmal gründen würde, wären die persönlichen Daten der Anwender von Anfang an auf öffentlich zugänglich voreingestellt.
«Wir sehen es als unsere Rolle im System an, permanent Innovationen und Updates einzuführen, die den Wandel der sozialen Normen widerspiegeln.»
Ein Menge Firmen sässen wegen ihrer Nutzungsbedingungen in der Falle – den radikalen Wechsel der Privatheits-Einstellungen für 350 Millionen Anwender hätten sich nicht viele Firmen getraut.
Scharfe Kritik an Zuckerberg
Für Facebook sei es aber wichtig, den Geist des Anfangs zu bewahren. Und weil man als Firma am Anfang die Normen so gesehen habe, habe man den Wechsel jetzt durchgezogen, so «heise.de».
Technologie-Journalist Marshall Kirkpatrick griff Zuckerbergs Äusserungen scharf an: «Dein Name, Profil-Bild, Geschlecht, Wohnort, Netzwerke, Freunde-Liste und alle abonnierten Seiten sind nun auf Facebook öffentlich und suchbar. Ich kaufe Zuckerberg sein Argument nicht ab, dass Facebook nur den gesellschaftlichen Wandel nachvollzieht. Ich glaube, Facebook ist selber ein starker Motor der sozialen Veränderung und dies zu verleugnen, ist arrogant und herablassend von Zuckerberg.»
Beschwerde bei Regulierungsbehörde
Das US-amerikanische Electronic Privacy Information Center (EPIC)
und neun andere Daten- und Verbraucherschutzorganisationen störten sich ebenfalls an den Änderungen, die bei Facebook an den Privatsphäre-Einstellungen vorgenommen wurden.
Sie hatten sich zusammen offiziell bei der Regulierungsbehörde Federal Trade Commission (FTC) beschwert.



Facebook-Gründer Mark Zuckerberg: Es sei mehr und mehr selbstverständlich Informationen mit anderen zu teilen. /

Die neuen Datenschutzregelungen machten zahlreiche geschützte Profile ungewollt öffentlich zugänglich. /


Die Datenschützer sehen darin einen Verstoss gegen Datenschutzbestimmungen, gegen die Rechtsprechung des obersten US-Gerichts und internationale Konventionen der OECD.
Probleme mit iPhone-App
Im iTunes Store von Apple ist zudem eine iPhone-Applikation verfügbar, die das Adressverzeichnis mit dem Facebook-Konto des Nutzers abgleicht. Dies ermöglicht, Fotos und andere Informationen von Facebook-Freunden zum iPhone-Adressbuch hinzuzufügen.
Problematisch: Um die Synchronisierung vorzunehmen, werden «die Kontakte von deinem Handy an Facebook geschickt», wie «Beobachter online» berichtet. Mit anderen Worten: Wer sein Adressbuch synchronisiert, liefert Facebook sämtliche dort vorhandenen Informationen wie Adresse, E-Mail und Telefonnummern all seiner Freunde, Bekannten und Geschäftspartner.
«Technisch nicht umsetzbar»
Der Nutzer wird zwar darauf hingewiesen, sicherzustellen, «dass alle deine Freunde mit deiner Nutzung ihrer Daten einverstanden sind», aber ein Fehler kann schnell passieren und eine Auswahlfunktion gibt es auch nicht. Es werden entweder alle Kontakte synchronisiert oder
keine.
Grundsätzlich sei es zweckmässig, dass überhaupt auf die Problematik hingewiesen werde, sagt Kosmas Tsiraktsopoulos, Informationschef des eidgenössischen Datenschutzbeauftragten, gegenüber «Beobachter online»: «Gleichzeitig ist aber der Hinweis unter diesen technischen Voraussetzungen nicht umsetzbar.»
Hochwertige Daten von Dritten
Obwohl es sich bei der Warnung also um ein Feigenblatt handelt, hat Facebook damit die Verantwortung auf den Nutzer abgeschoben. Rechtlich ist die Firma aus dem Schneider. Mit jedem synchronisierten Adressverzeichnis erhält Facebook hochwertige Daten von Dritten, ohne dass die davon Kenntnis haben.
Die Applikation ist laut «Beobachter online» eine ergiebige Datenquelle: In der Kategorie «Soziale Netzwerke» von iTunes Store fungiert sie als beliebtester Gratisdownload mit bereits über 11'000
Bewertungen.