Seraina Lutz / Quelle: news.ch / Montag, 22. Februar 2010 / 09:41 h
Viele der 50 Teilnehmer der Studie berichteten von Verlustängsten. Eine junge Frau fühlte sich sogar «wie ein kleines Kind, dessen Mutter gestorben ist». Dies sei gemäss Dominik Orth, Sozial- und Wirtschaftspsychologe, ein Grenzfall. Temporär sei der Verzicht für die meisten kein Drama gewesen. Nur längerfristig war der Verzicht für keiner der User eine Option.
Am Anfang der Studie berichteten fast alle Teilnehmer von einem enormen Druck, sich bei Facebook anzumelden.
Viele Leute können sich nicht vorstellen, längerfristig auf Facebook zu verzichten. /


«Wie eine Sucht», schrieb einer, «wie eine Sekte», ein anderer.
Nach der einmonatigen Pause von Facebook beurteilten die meisten der Teilnehmer ihre frühere Dauerpräsenz auf der Social-Networking-Seite kritisch. Sie hätten viel Quatsch gelesen und geschrieben. «Mir wurde bewusst, dass sich auf Facebook eigentlich 90 Prozent Unwichtiges, Oberflächliches und nicht wirklich Interessantes abspielt», schrieb ein 31-jähriger.
Das Experiment «Facebookless: Mein Monat ohne Facebook» wurde von der Werbeagentur Rod Kommunikation durchgeführt. Sozial- und Wirtschaftspsychologe Dominik Orth hat die Studie zusammen mit der Agentur konzipiert. Der «Süddeutschen» sagte er, dass er zwar starke Reaktionen erwartet habe, die Art, in der manche «heavy user» auf den Entzug reagierten, aber selbst ihn überrascht habe.
Facebook boomt in der Schweiz, wie überall. 2009 hat sich die Mitgliederzahl auf fast 2 Millionen verdoppelt.