«Die Initiative bringt das CD-Recycling näher zu Jugendlichen und macht sensibel für einen bewussten Umgang mit Ressourcen», so Projektleiterin Michaela Willisch von Enchada, dem entwicklungspolitischen Netzwerk der Katholischen Jugend Österreich.
Einsparpotenzial 30 Gramm Öl pro CD
30 Gramm Erdöl sind für jede 16 Gramm schwere CD nötig bzw. können durch ihr Recycling eingespart werden. Genutzt wird dieses Potenzial bisher jedoch kaum. «Öffentliche Sammelstellen gibt es auf vielen Müllplätzen und Sondermüll-Annahmestellen, doch ist der Weg dorthin wegen einiger alter CDs meist eine grosse Hürde. Das gilt besonders für Jugendliche. Rund 95 Prozent der gebrauchten CDs, was allein in Deutschland jährlich 400 Mio. Stück ausmacht, wandern somit in den Restmüll», so Willisch.
Bei der Wiederverwertung dreht sich alles um Polycarbonat, einen hochwertigen Kunststoff, welcher der CD ihre guten Laufeigenschaften verleiht. In aufbereiteter Form setzt man Polycarbonat etwa bei Autoscheinwerfern, Sportgeräten, Verglasungen oder in der Medizintechnik ein. «Der Vorteil des CD-Recyclings ist das sortenreine Endprodukt, das mühelos wieder in den Produktkreislauf gebracht werden kann», erklärt Willisch. Dazu entfernt man im Recyclingprozess mit einem Lösungsmittel Druckfarben, Schutzlack und die aufgedampfte Metallschicht und schmilzt das Plastik zu einem Granulat.
Kostenlose Sammelbox erleichtert Zugang
Herzstücke der «runden sache» sind Sammelboxen aus Karton, die private oder öffentliche Einrichtungen und Unternehmen kostenlos anfordern können.
Rund 95 Prozent der gebrauchten CDs wandert in den Restmüll. /


«Speziell sollen auch Orte erreicht werden, die für Jugendliche im Alltag relevant sind, etwa Schulen», so Willisch. Sobald der Aufsteller per E-Mail eine volle Box meldet, wird diese per Elektrotransporter abgeholt. Die gesammelten CDs gehen an eine Sozialeinrichtung, die sie recycelt und den wiedergewonnenen Rohstoff an die Industrie verkauft. «Das Projekt soll sich künftig selbst tragen und Jugendprojekte der Entwicklungszusammenarbeit unterstützen. In der Startphase wird es von der EU unterstützt.»
Die Initiatoren gehen jedoch noch einen Schritt weiter und nutzen den runden Datenträger für die Bewusstseinsbildung. Das geschieht in Workshops, die Interessierte parallel zu den Boxen anfordern können. «Die hohe Vertrautheit der Jugend mit der Compact Disc bietet sich förmlich an, um an den Produktkreislauf des Mediums anzuknüpfen. So wird etwa die Sozialsituation in Erdöl-Förderregionen wie Nigeria und Kongo, Produktionsbedingungen in den verarbeitenden Konzernen oder auch die Problematik von Elektroschrott und Plastikabfällen thematisiert», berichtet Herbert Wasserbauer, Mitglied des ehrenamtlichen Teams, das die «runde sache» entwickelt hat.
Kooperationen und Datenschutz
Der Start der Aktion, die sich bisher auf den Osten Österreichs konzentriert, glückte und die erste Generation der Boxen war schnell vergriffen. In einem Kreativwettbewerb werden derzeit Ideen gesammelt, wie die «runde sache», die bisher überwiegend durch Freiwilligenarbeit gelenkt wird, weitere Verbreitung findet. Die österreichische Post unterstützt mit dem Versand der Boxen, die Stadt Wien mit Fachberatung. Selbst Firmen zeigten sich interessiert, was zu einer sechs-Tonnen-Grossspende von CD-Restposten führte. Da es keine Datenschutz-Garantie gibt, empfiehlt das Projektteam, CDs mit sensiblen Inhalten vor dem Entsorgen zu brechen oder zu zerkratzen.