Er befürchte, sie könnte von der Polizei abgeholt worden sein. Liu Xiaobo verbüsst derzeit eine elfjährige Haftstrafe in einem Gefängnis 500 Kilometer von Peking entfernt.
Seine Ehefrau hatte gehofft, am (heutigen) Samstag zu ihm fahren und ihm von der Auszeichnung berichten zu können.
«Sie ist verschwunden», sagte der Anwalt Shang Baojun. «Wir machen uns Sorgen um sie.» Auch Liu Xias Mutter könne die Tochter nicht erreichen, ihr Mobiltelefon sei abgeschaltet. Die chinesischen Behörden hatten Liu Xias Bewegungsfreiheit bereits vor der Bekanntgabe des Nobelpreisträgers eingeschränkt und ihr angeboten, am Freitag ihren Mann in Haft zu besuchen.
Sie hatte dies jedoch abgelehnt und wollte nach der Bekanntgabe eine Medienkonferenz geben. Die Polizei liess jedoch nicht zu, dass sie ihre Wohnung verliess. Am Freitagabend erklärte Liu Xia, sie verhandle mit den Behörden über die Bedingungen für einen Besuch bei ihrem Mann, um ihm von der Ehrung zu berichten.
In den Nordosten deportiert?
Früheren Berichten vom Samstag zufolge soll Liu Xia offensichtlich in die Stadt Jinzhou im Nordosten gebracht worden sein.
Dort ist der Bürgerrechtler Liu Xiaobo inhaftiert. Der Dissident Wang Jinbo sagte unter Berufung auf den Bruder des Preisträgers, dass Liu Xia «in Begleitung der Polizei» zum Gefängnis in Jinzhou - etwa 500 Kilometer von Peking entfernt - unterwegs sei.
Dort sollte sie am Samstagmorgen ankommen. Das norwegische Nobelkomitee in Oslo hatte den 54-Jährigen Liu Xiaobo am Freitag für «seinen langen und gewaltlosen Kampf für fundamentale Menschenrechte» ausgezeichnet.
«Polizei wartet»
Ehefrau Liu Xia hatte dem US-Sender «Radio Free Asia» am Freitagabend erklärt, die Polizei warte, dass sie ihre Sachen zusammenpacke.
Peking reagierte mit aller Schärfe auf die Entscheidung des Nobelpreis-Komitees. /


Sie befürchte, dass sie ausserhalb der Hauptstadt unter Hausarrest gestellt werden könnte.
Sie habe sich bereits am Donnerstag gegen Versuche der Polizei gewehrt, sie zu einer Reise nach Jinzhou zu überreden, schrieb Liu Xia im Internet-Kurznachrichtendienst Twitter.
Die Führung in Peking hatte mit aller Schärfe auf die Entscheidung des Komitees reagiert. Liu sei «ein Krimineller». Die Vergabe «an solche Leute» sei «eine Schmähung» des Nobelpreises, hiess es.
Botschafter zitiert
Der norwegische Botschafter wurde einbestellt, wie die Regierung in Oslo mitteilte. Zudem habe der chinesische Vertreter in Oslo den «kräftigen Protest» der chinesischen Regierung zum Ausdruck gebracht. Dabei sei angedeutet worden, dass es Konsequenzen geben werde.
Liu, Ehrenvorsitzender des PEN-Clubs unabhängiger chinesischer Schriftsteller, war Ende 2009 wegen «Untergrabung der Staatsgewalt» zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Er gilt als führender Kopf hinter der «Charta 08», einem Aufruf für Demokratie und Menschenrechte in China in der Tradition der «Charta 77» tschechoslowakischer Bürgerrechtler.
Liu ist ein führender Denker der Demokratiebewegung. Er war auch an den blutig niedergeschlagenen Protesten auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 beteiligt und sass bereits vor seiner Verurteilung mehrfach in Haft.