Die Reaktion der chinesischen Regierung fiel scharf aus: Der 54-Jährige sei «ein Krimineller», der wegen Gesetzesverstössen durch chinesische Justizorgane verurteilt worden sei, hiess es in einer Erklärung des Aussenministeriums in Peking.
«Die Vergabe durch das Nobelkomitee an solche Leute widerspricht völlig dem Ziel des Preises». Es sei «eine Schmähung» des Friedensnobelpreises. Die Verleihung werde den chinesisch-norwegischen Beziehungen schaden, drohte China.
Weltweit fand der Entscheid des Nobelkomitees dagegen viel Zustimmung. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso gratulierte Liu zu der Auszeichnung. Deutschland, Frankreich und die USA verlangten seine Freilassung.
Mundtot gemacht
Liu wurde im Dezember vergangenen Jahres wegen Subversion inhaftiert und soll eine elfjährige Strafe absitzen. Ihm wird zur Last gelegt, Hauptverfasser der Charta 08 zu sein - eines Manifests chinesischer Intellektueller und Bürgerrechtsaktivisten, in dem Redefreiheit und freie Wahlen gefordert werden.
Der chinesische Dissident Liu Xiaobo erhält den Friedensnobelpreis. /


Bekannt wurde der frühere Literaturprofessor als einer der Anführer des Hungerstreiks während der Studentenproteste auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking 1989. In den 90er Jahren wurde er für 20 Monate inhaftiert und verbrachte drei Jahre im Arbeitslager und mehrere Monate unter Hausarrest.
Freilassung gefordert
Menschenrechtsorganisationen und chinesische Bürgerrechtler werteten die Auszeichnung des Nobelkomitees als Ermutigung für die demokratischen Kräfte in China. Sie forderten die sofortige Freilassung des Dissidenten und weiterer Gewissensgefangener in China.
Bei spontanen Feiern nach der Vergabe des Friedensnobelpreises an Liu wurden am Freitag in Peking rund 20 prodemokratische Aktivisten festgenommen. Dies berichtete die Bürgerrechtlerin Wang Lihong der Nachrichtenagentur dpa.
Ehefrau von Staatssicherheit abgeschirmt
Chinas Staatssicherheit versuchte nach der Bekanntgabe, jeden Kontakt mit der Ehefrau von Liu zu verhindern. Polizeikräfte verwehrten Journalisten den Zugang zu dem Wohnungskomplex in Peking, in dem die Frau lebt, wie Augenzeugen vor Ort berichteten.
Per Telefon zeigte sie sich überglücklich über die Auszeichnung. «Ich bin so aufgeregt, ich weiss gar nicht, was ich sagen soll», sagte Liu Xia der Nachrichtenagentur AFP. Die Polizei habe ihr mitgeteilt, dass sie in die Provinz Liaoning reisen könne, um am Samstag ihrem dort inhaftierten Mann von der Ehrung zu berichten.