Es sei wichtig, dass «universelle Menschenrechte und fundamentale Freiheiten» auch in China gewährleistet würden, sagte der japanische Ministerpräsident Naoto Kan in einer Parlamentsrede in Tokio. Die Freilassung Lius sei «wünschenswert».
Die Regierung in Peking erneuerte am Donnerstag ihre heftige Kritik an der Entscheidung des norwegischen Nobel-Komitees. Diese sei eine «Anstiftung zur Kriminalität», sagte der Sprecher des chinesischen Aussenministeriums, Ma Zhaoxu, vor Journalisten. Liu sei ein «verurteilter Verbrecher».
«Von diesem Standpunkt aus ist meine Auffassung, dass die Freilassung (Lius) wünschenswert ist», erklärte Naoto Kan. /

Mitglieder des Komitees
Den «befangenen» Mitgliedern des Komitees stehe nicht das Recht zu, darüber zu urteilen und die Unabhängigkeit der chinesischen Justiz in Frage zu stellen. Bereits am vergangenen Freitag hatte Peking äusserst verärgert auf die Entscheidung reagiert. Viele Politiker würden dies ausnutzen, «um China anzugreifen», hatte das Aussenministerium kritisiert.
Liu war im Dezember 2009 wegen Untergrabung der Staatsgewalt zu elf Jahren Haft verurteilt worden, nachdem er sich an der Verfassung und Verbreitung der Charta 08, einem Aufruf zu politischen Reformen in China, beteiligt hatte.
Um Annäherung bemüht
Japan und China hatten sich zuletzt um eine Annäherung bemüht, nachdem die Festnahme eines chinesischen Kapitäns durch die japanische Küstenwache nahe einer von beiden Ländern beanspruchten Inselkette im Ostchinesischen Meer Anfang September das schwerste diplomatische Zerwürfnis zwischen Tokio und Peking seit Jahren auslöste. Die Äusserungen Kans könnten die Spannungen zwischen den Nachbarländern nun wieder verschärfen.