Die Polizei habe ihn am Freitag aufgefordert, sein Haus mindestens bis Sonntag nicht zu verlassen, sagte Ai Weiwei per Telefon in Peking. Grund ist eine geplante Aktionsfeier des Gegenwartskünstlers gegen den Abriss seines Studios in Shanghai.
Hunderte Gäste hatten ihre Teilnahme angesagt. «Ich darf nicht hingehen», sagte Ai Weiwei: «Es sind Zwangsmassnahmen. Meine persönliche Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt.»
Subversive Flusskrebse
Auf dem Fest wollte der Aktionskünstler tausende Flusskrebse servieren.
Der berühmte chinesische Künstler Ai Weiwei darf sein Haus nicht verlassen. /


Auf Chinesisch heissen diese Krebse «Hexie», ähnlich wie das Konzept von Staats- und Parteichef Hu Jintao von der «harmonischen Gesellschaft» (Hexie Shehui).
Der Volksmund benutzt «harmonisieren» oder «harmonisiert werden» auch für «zensieren» oder «unterdrückt werden».
Peking droht dem Westen
Der Gegenwartskünstler ist das jüngste Opfer einer Repressionswelle gegen Andersdenkende in China seit der Verleihung des Friedensnobelpreises an den inhaftierten Dissidenten Liu Xiaobo vor vier Wochen. Die Regierung in Peking warnte westliche Länder vor einer Teilnahme an der Zeremonie zur Verleihung des Nobelpreises.
Die chinesische Botschaft in Oslo verschickte nach Angaben westlicher Diplomaten vom Freitag einen Brief an die anderen Vertretungen in der norwegischen Hauptstadt, in dem sie dazu aufforderte, nicht an der Zeremonie am 10. Dezember teilzunehmen.
Schweiz nimmt trotzdem teil
Die Diplomaten müssen bis zum 15. November ihre Teilnahme an der Zeremonie anmelden. Am Freitag erklärten mehrere westliche Länder, darunter die USA, Grossbritannien und Deutschland trotz der Warnung ihre Absicht, an der Preisverleihung anwesend zu sein.
«Die Schweiz wird an der Zeremonie zur Verleihung des Friedensnobelpreises mit einem Vertreter der Botschaft in Oslo anwesend sein, wie das jedes Jahr der Fall ist», teilte das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in einer Stellungnahme mit.