Nach seinen Informationen ist die Anweisung von der Pekinger Zentralregierung gekommen. Es sei traurig, dass China inzwischen so stark sei, «aber trotzdem keine Kritik vertragen kann», sagte der 53-jährige Künstler. Er stellte Bilder vom Abriss ins Internet, die aber von der Zensur blockiert wurden.
Ai Weiwei war im Oktober vorgeworfen worden, nicht die nötigen Baugenehmigungen zu haben. Vor gut zwei Jahren hatten ihn Shanghaier Stadtfunktionäre noch ausdrücklich aufgefordert, das Studio in einem neuen Künstlerviertel am Stadtrand zu errichten, da sie sich mit dem berühmten Gegenwartskünstler schmücken wollten.
Seither hat sich Ai Weiwei mit Kritik an Menschenrechtsverletzungen in China und seinem Engagement den Zorn des Regimes zugezogen. Als er am Dienstag erfuhr, dass die Bagger kommen, war der 53-Jährige sofort nach Shanghai geflogen.
Als er am Dienstag erfuhr, dass die Bagger kommen, war Ai Weiwei nach Shanghai geflogen. /

Harmonisieren = zensurieren
Bislang hatten ihm die Behörden mitgeteilt, das Studio erst nach dem chinesischen Neujahrsfest Anfang Februar abreissen zu wollen. «Sie dachten möglicherweise, sie müssten mich nicht mehr informieren, weil sie schon Entschädigung gezahlt haben», sagte Ai Weiwei dem US-Sender Radio Free Asia.
Die Entschädigung wurde gezahlt, nachdem lokale Behörden eine Mitschuld an dem Bau eingeräumt hatten. Er soll nach unbestätigten Berichten eine Million US-Dollar gekostet haben.
Als er im Herbst von dem geplanten Abriss erfahren hatte, lud der Aktionskünstler einige hundert Freunde und Bekannte ins Studio ein, um Flusskrebse zu verspeisen. Auf Chinesisch heissen diese Krebse «Hexie», ähnlich wie das ideologische Konzept von Staats- und Parteichef Hu Jintao von der gesellschaftlichen «Harmonie» (Hexie).
Kritiker benutzen das Wort «harmonisieren» inzwischen im übertragenen Sinne für «zensieren» oder «unterdrückt werden». Die Behörden in Peking, wo Ai Weiwei gewöhnlich wohnt, setzten ihn mehrere Tage unter Hausarrest, um sein Fest zu verhindern.