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Internet-Experten und ihre Einschätzung von FacebookDüsseldorf - Mit dem Projekt «Messages» will Facebook-Chef Mark Zuckerberg keinen E-Mail-Killer etablieren. Vielmehr wird dadurch ein Imperium der Aufmerksamkeitsverteilung geschaffen, konstatiert der Düsseldorfer Fachdienst Service Insiders. Bereits jetzt verlassen viele Nutzer den Facebook-Mikrokosmos nicht mehr.fkl / Quelle: pte / Samstag, 20. November 2010 / 13:55 h
Der Blogger und Werbeberater Sascha Lobo spekulierte schon Anfang 2009 über den nächsten logischen Schritt von Facebook: Die Entwicklung eines echten eigenen Browsers. Dieser führe ganz nebenbei dazu, dass man die Community überhaupt nicht mehr verlässt, erklärte Lobo damals.
Von innen und aussen
Aktuell sieht Lobo Google und Facebook als Antipoden: «Google erobert das Internet technisch, also von aussen. Sie setzen immer neue Features auf und umzingeln damit den Nutzer. Facebook probiert das Gleiche von innen, will das Netz also sozial beherrschen.» Der strategische Unterschied bestehe darin, dass der Nutzer mit Produkten von Google früher oder später auf andere Websites kommt. Die Produkte von Facebook hingegen dringen beispielsweise mit dem Like-Button von innen in die Websites ein und führen dadurch zu Facebook.
«Damit es für die Seitenbetreiber attraktiv ist, Facebook in die eigene Seite einzubinden, müssen so viele Menschen wie möglich so oft wie möglich auf und in Facebook sein. So erklärt sich, warum Zuckerberg versucht, die Kommunikation insgesamt auf die eigenen Seiten zu bringen», so Lobo. Für die logischen nächsten Schritte müsse man identifizieren, was die Nutzer machen, wenn sie nicht auf Facebook sind. Diese Funktionen werden Schritt für Schritt integriert.
Sascha Lobo: «Facebook will das Internet von innen her erobern.» /
«Meine Vermutung: ein Bewertungssystem für buchstäblich alles, was im Netz ist - um gleichzeitig die Funktionen von Qype, Yelp und den vielen Bewertungscommunitys à la Holiday Check aufzusaugen», so der Ausblick von Lobo. Internet im Internet Entscheidend an dem Facebook-Projekt sei nach Ansicht von Bitronic-Chairman Peter B. Záboji nicht die E-Mail-Killer-Funktion. «Facebook möchte sich dauerhaft als Internet im Internet etablieren. Für die Wirtschaft ist das ein sehr attraktives Betätigungsfeld. Denn mit den persönlichen Empfehlungen der Nutzer über die Gefällt-mir-Funktion, mit den Fanseiten, die Einfachheit der Benutzerführung und den Netzwerkeffekten kann man auch mit kleinen Marketingbudgets eine Menge Aufmerksamkeit erreichen», so Záboji. Wer die Aufmerksamkeit der Kunden besitzt, besitzt den Markt, bestätigt Marketing Resultant-Geschäftsführer Harald Henn: «Facebook ist auf dem besten Weg, Marktführer der Aufmerksamkeit zu werden. Die Unternehmen müssen ihre Kommunikations-Strategie radikal überdenken, wenn sie nicht von den Kunden entkoppelt werden wollen.» Ein weiterer Köder Wem es gelinge, die immer stärker divergierenden Mediengewohnheiten der Menschen unter einen Hut zu bekommen, wird als Sieger vom Platz gehen, so die Einschätzung von Bernhard Steimel, Sprecher der Smart-Service-Initiative. «Ein Werkzeug, das mir die Koordination abnimmt, wen ich wann wie am besten erreichen kann, trifft sicher auf den Bedarf vieler Menschen, die sich von liebgewonnen Kommunikationsmedien nicht verabschieden wollen», erläutert Steimel. Facebook-Messages müsse jedoch als das betrachtet werden, was es ist: Ein weiterer Köder, um die Nutzer noch tiefer in den 'geschlossenen' Facebook-Garten zu locken. «Ich glaube nicht, dass dieser Ansatz langfristig von Erfolg gekrönt sein wird. Auch AOL ist es nicht gelungen, ihre Nutzer in der Community zu verhaften, dazu ist das Leben draussen im Internet einfach zu spannend», resümiert Steimel.
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