Es dürfe keine Anstrengung gescheut werden, um den Weg des Dialogs und der Zusammenarbeit fortzusetzen, den die Türkei und Armenien «mit grossem Mut» verfolgt hätten, sagte Leuthard in ihrer Rede gemäss Redetext. «Wir hoffen, dass der Normalisierungsprozess zwischen den beiden Staaten weitergeführt wird.»
Die Schweiz hatte im vergangenen Jahr ein Abkommen zwischen der Türkei und Armenien vermittelt, das den Weg einer Normalisierung zwischen den beiden verfeindeten Staaten vorzeichnet. Leuthard ging nicht darauf ein, ob die Schweiz weiter für Vermittlungen zwischen der Türkei und Armenien zur Verfügung stehe.
Konflikt um Berg-Karabach
Die Annäherung ist jedoch seit der Unterzeichnung des Zürcher Abkommens im Oktober 2009 blockiert, weil die Türkei das Abkommen nur ratifizieren will, wenn Armenien einer Lösung im Konflikt mit Aserbaidschan um Berg-Karabach zustimmt. Dies wiederum lehnt Armenien ab.
Das mehrheitlich von christlichen Armeniern bewohnte Berg-Karabach wird von Armenien und Aserbaidschan beansprucht.
Bundespräsidentin Doris Leuthard mit dem türkischen Staatspraesidenten Abdullah Guel bei der Ankunft in Kehrsatz. /


Armenische Separatisten hatten in einem Krieg in den 1990er Jahren die Kontrolle über die Enklave in Aserbaidschan übernommen. Sie werden von der armenischen Armee unterstützt.
Armenien argumentiert, Berg-Karabach sei seit jeher von Christen bewohnt. Das muslimische Aserbaidschan wiederum beruft sich auf das Völkerrecht, wonach das Gebiet zu Aserbaidschan gehört. Die Türkei versteht sich als Schutzmacht des muslimischen Bruderstaates.
Beide Staaten nicht in der EU
In ihrer Rede betonte Leuthard die Gemeinsamkeiten zwischen der Schweiz und der Türkei - so die Tatsache, dass beide Staaten nicht Mitglied der EU sind. Leuthard lobte ferner den «grossen Integrationswillen» der türkischen Gemeinschaft in der Schweiz und das Engagement der Türkei im Europarat.
Gül war am Nachmittag im Bundeshaus in Bern eingetroffen, wo ihn der Gesamtbundesrat empfing. Wegen der scharfen Sicherheitsmassnahmen waren Bundesgasse und Bundesplatz wie leergefegt.