Den für die Geldpolitik massgeblichen Dreimonats-Libor will die SNB wie schon seit März 2009 zwischen 0 bis 0,75 Prozent halten. Beim Dreimonats-Libor handelt es sich um einen Marktzins, den die Nationalbank nur indirekt steuern kann. Er lag am Donnerstag bei 0,17 Prozent; die SNB strebt einen Wert von 0,25 Prozent an.
Der Entscheid vom Donnerstag war von vielen Ökonomen erwartet worden. Der Rekord-Tiefzins soll auch eine weitere Aufwertung des Frankens bremsen. Daher erwartet etwa Fabian Heller, Volkswirt bei der Credit Suisse, einen Zinsschritt nach oben frühestens im nächsten Sommer.
Sorgen um den Euro
Das Bemühen, eine weitere Aufwertung des Frankens zu verhindern, bleibt für die SNB zentral. Sorgen um den schwachen Euro beherrschten die wirtschaftliche Lageeinschätzung, die SNB-Präsident Philipp Hildebrand vor den Medien in Zürich vornahm.
Wohl habe die Exportwirtschaft, die der seit dem Frühling deutlich aufgewerteten Franken am meisten belastet, bisher eine «beeindruckende» Widerstandskraft gezeigt, sagte Hildebrand. Grosse Risiken bestünden aber weiter. Entscheidend sei, ob und wie schnell sich die Lage in Europa und den Euro-Ländern stabilisiere.
Für das laufende Jahr sagt die SNB 2,5 Prozent Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) voraus, für das nächste aber nur noch 1,5 Prozent, vor allem, weil das Exportwachstum schwächer wird.
Ökonom Alessandro Bee von der Bank Sarasin hält Hildebrands Prognose dennoch für sehr vorsichtig: Aufgrund der Tatsache, dass der wichtigste Handelspartner Deutschland derzeit so gut dastehe, kann sich Bee eine bessere Entwicklung vorstellen, als sie die Währungshüter voraussagen.
In der Schweiz verlangten die hohe Nachfrage nach Hypotheken und steigende Immobilienpreise «die volle Aufmerksamkeit» der Nationalbank, sagte Hildebrand, der schon früher vor Anzeichen einer Immobilienblase gewarnt hatte. Die SNB wolle zudem eine klare Rechtsgrundlage, um rasch und gezielt bei den Banken Informationen einholen zu können, sagte Vizepräsident Thomas Jordan.