Die Regierung in Tokio schloss am Sonntag nicht aus, dass es nach einer Explosion in einem durch das Beben beschädigten Atomreaktor im Nordosten des Landes bereits zur Kernschmelze gekommen sei. Die Atomsicherheitsbehörde hält dies für sehr wahrscheinlich.
Ein Regierungssprecher dementierte allerdings seine früheren Angaben, wonach es auch im Reaktor 3 des Atomkraftwerks Fukushima eine «teilweise» Kernschmelze gegeben habe. Wie bereits am Reaktor 1 sei im Reaktor 3 die Kühlfunktion ausgefallen, erklärte Yukio Edano. Dadurch sei das Kühlwasser zurückgegangen.
Bei dem Unfall wurden nach japanischen Angaben 22 Menschen radioaktiv belastet. Fast 200 hielten sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Umkreis von zehn Kilometern des Kraftwerkes auf. Mittlerweile wurde dort eine 20 Kilometer umfassende Sperrzone eingerichtet.
Auch Probleme im Atomkraftwerk Tokai. /


180'000 weitere Menschen waren gezwungen, ihre Häuser zu verlassen.
Weitere Störfälle
Auch für das in der Provinz Miyagi gelegene Kraftwerk Onagawa wurde am Sonntag Atomalarm ausgelöst, nachdem ein Feuer in einem Turbinengebäude ausgebrochen war. Nach Angaben der Behörden wurde der Brand nach einigen Stunden gelöscht.
Ein Sprecher des Kraftwerksbetreibers sagte, die Reaktoren in der Region seien stabil. Um das AKW Onagawa sei aber eine erhöhte Strahlung festgestellt worden.
Probleme traten am Sonntag auch im AKW Tokai auf. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Feuerwehr berichtete, versagte eine Pumpe für das Kühlsystem den Dienst. Die Anlage befindet sich rund 120 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio und hatte sich beim Beben am Freitag automatisch abgeschaltet.
Tausende Tote und verheerende Schäden
Angesichts der drohenden Atomkatastrophe traten am Wochenende die unmittelbaren Folgen des Erdbebens und der dadurch ausgelösten Flutwelle in den Hintergrund. Doch auch zwei Tage nach dem Beben war das ganze Ausmass noch nicht erfasst.
Die Behörden gehen mittlerweile von deutlich mehr als 10'000 Toten aus. Tausende Menschen werden noch vermisst. Identifiziert wurden bis zum frühen Montagmorgen (Ortszeit) 1597 Opfer, 1481 gelten offiziell noch als vermisst.