Die gefährlichen Strahlen-Lecks am Krisen-AKW sind längst noch nicht gestopft. Mittlerweile ist auch das Grundwasser stark verstrahlt, wie neue Ergebnisse zeigen.
Der Betreiber Tepco bestätigte frühere Messungen, nach denen im Grundwasser nahe dem beschädigten Werk 10'000-fach erhöhte Werte von Jod-131 entdeckt wurden. Der Energiekonzern hatte die Analyse auf Anordnung der Atomsicherheitsbehörde NISA wiederholen müssen, da es Zweifel an der Richtigkeit gab.
Ende der Krise noch nicht abschätzbar
Tepco schob das selbst verursachte Chaos um die Strahlungswerte auf einen Computerfehler. Das Programm, mit dem radioaktive Elemente analysiert und ihre Strahlung bestimmt werden, sei fehlerhaft, gab Tepco nach Angaben des Fernsehsender NHK bekannt.
Regierungschef Kan sagte, es sei immer noch nicht abzuschätzen, wann die nukleare Krise zu Ende sein werde. Zunächst müsse sich die Lage in dem Kraftwerk in Fukushima stabilisieren. «Wir sind auf einen langen Kampf vorbereitet», betonte Kan.
Er will am Samstag in die erdbebenzerstörte Stadt Rikuzentakata und in die Präfektur Fukushima reisen, in der auch das havarierte Atomkraftwerk steht. Zum AKW selbst wird er wohl nicht kommen. Bisher war Kan nur in einem Helikopter über die Region geflogen.
Naoto Kan will zum ersten Mal in die Atom-Krisenregion reisen. /


Ein vor einer Woche geplanter Besuch wurde wegen schlechten Wetters abgesagt.
Blauer Overall ausgezogen
Regierungssprecher Yukio Edano setzte am Freitag allein mit seiner Kleidung ein Signal: Statt im blauen Overall der Rettungskräfte trat Edano wieder im eleganten dunkelgrauen Anzug vor die Medien. «Wir wollten zeigen, dass die Regierung nun auch in die Zukunft blickt. Deshalb haben wir diese Jacken ausgezogen.»
Die Kabinettsmitglieder hatten seit dem Beben vom 11. März die gleiche Arbeitskluft getragen wie die Helfer im Erdbebengebiet. Es sei «Zeit für die Regierung, die nächsten Schritte in Richtung Wiederaufbau zu machen», sagte Edano.
An der Ruine Fukushima 1 kämpfen die Arbeiter weiter gegen den Super-GAU. Am Freitag versuchten sie erneut, Harz auf die verstrahlten Trümmer zu sprühen. Das Vorhaben musste am Vortag unterbrochen werden, weil es regnete. Der Kunstharz soll verhindern, dass sich der radioaktive Staub verbreitet.
Grossangelegte Suchaktion
Tausende japanische und US-Soldaten begannen im Erdbebengebiet mit einer grossen Suche nach zahlreichen noch nicht geborgenen Todesopfern. Der dreitägige Einsatz konzentriere sich auf die nördliche Pazifikküste, teilte die japanische Armee mit. Noch werden rund 16'400 Menschen vermisst, über 11'700 Tote sind bisher bestätigt.