Die in den USA ansässige Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) bestätigte den Einsatz der Munition. Mitarbeiter hätten vor Ort mindestens drei Streubomben gefunden, erklärte HRW-Experte Steve Goose am Freitagabend. Es sei «abstossend», dass solche Bomben auch in Wohngebieten eingesetzt würden.
Das Gebiet liegt rund einen Kilometer von der Frontlinie entfernt. Ableger der Bomben seien rund 300 Meter von einem Spital entfernt eingeschlagen, erklärte HRW.
Ein Reporterteam der US-Zeitung «New York Times» (NYT) hatte zuerst über Bomben berichtet, die am Himmel explodierten und weitere kleine Sprengsätze über der Stadt verteilten. Das Team machte auch Fotos.
Streubomben aus Spanien
Experten hätten die entdeckte Munition begutachtet und als Granaten aus spanischer Produktion identifiziert. In der 120-Millimeter-Mörsergranate seien 21 Mini-Bomben. Die Streubomben seien 2007 produziert worden sein, ein Jahr bevor Madrid die Streubomben-Konvention unterzeichnete, schrieb die Zeitung.
Der lybische Diktator Muammar al-Gaddafi setzt Streumunition gegen die eigene Bevölkerung ein. /


Die Konvention trat 2010 in Kraft.
«Wir tun das nie», wies Regierungssprecher Mussa Ibrahim in der Hauptstadt Tripolis die Vorwürfe zurück. Die Berichte seien «surreal».
NATO soll Munition ausgehen
Laut der «Washington Post», soll der NATO die Munition ausgehen. Es brauche unter anderem zusätzliche Präzisionswaffen, um Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden.
Dies und die begrenzte Zahl von Flugzeugen lasse in Washington die Zweifel wachsen, ob sich die USA weiter zurückhalten könnten, schrieb die «Post». Die USA hatten vergangene Woche das Kommando der NATO übergeben und 50 Flugzeuge abgezogen. Die NATO, Frankreich und Grossbritannien wollten den Bericht nicht kommentieren.
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) brachte unterdessen rund 1200 Menschen aus Misrata mit einem Schiff in Sicherheit. Die Flüchtlinge seien dehydriert, erklärte die IOM. Die Evakuierten gehören demnach zu 8300 ausländischen Arbeitern, die ohne Obdach und ausreichend Lebensmitteln und Wasser im Hafen festsitzen.