David Stickelberger, Swissolar / Quelle: pd / Sonntag, 24. April 2011 / 12:49 h
«Wir sind stolz, selber Strom zu produzieren», erzählt Christian Matti. Im Moment rechne sich die Photovoltaikanlage (PV-Anlage) auf ihrem Reiheneinfamilienhaus im bernerischen Mühlethurnen zwar nicht. Denn der produzierte Solarstrom wird noch nicht kostendeckend vergütet: Wie viele andere Anlagen auch steht sie noch auf der langen Warteliste für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV). Doch Matti beobachtet die Situation gelassen: «Wir hätten die Anlage sowieso gebaut. Wir wollten unseren Beitrag zu einer sauberen Energieversorgung leisten.» Ähnlich sieht es auch Manfred Haag aus Pfäfers: Als er sein Elternhaus energetisch sanierte, war klar, dass er das Warmwasser im Sommer nicht mehr mit der Ölheizung bereitstellen wollte - aus finanziellen und ökologischen Gründen. Da lag es für ihn auf der Hand, gleich Module zur Produktion von Solarstrom zu integrieren. «Ich hatte ein Budget für die gesamte Sanierung, dabei waren die 25'000 Franken für die PV-Anlage nicht der grösste Teil», so Manfred Haag.
Preise sinken
Dass die Energie immer teurer wird, ist ein weiteres Argument für den Bau einer Solarstromanlage. So auch für Michel Perrenoud aus Epalinges: «Die Solarenergie steht unbegrenzt zur Verfügung.» Sind die Investitionen getätigt, produziert die PV-Anlage für die nächsten 20 bis 30 Jahre Solarstrom zum gleichen Preis. Anders der Strom vom Netz: Allein für 2011 rechnet der Verband Schweizer Elektrizitätsunternehmen VSE mit einer durchschnittlichen Preiserhöhung um 4 Prozent. Beim Solarstrom zeigt die Entwicklung genau in die umgekehrte Richtung: In den letzten Jahren sanken die Preise für PV-Anlagen stetig und damit auch diejenigen für den Solarstrom. Die Kosten tief halten konnte Michel Perrenoud, weil er als diplomierter Elektroinstallateur einen Teil der Installationsarbeiten selbst durchführte. Er hat auch Zeit und Engagement in die Planung seiner Photovoltaikanlage gesteckt. «Für mich war das eine Art Hobby», so der aktive Pensionär.
Die passende Montagelösung
Photovoltaikanlagen lassen sich auf praktisch jedem Hausdach installieren. Ideal ist eine Ausrichtung von Südost bis Südwest und eine Dachneigung von 30 bis 60 Grad. Die Solarmodule können entweder ins Dach integriert oder aufgebaut installiert werden. Auf Flachdächern werden sie im idealen Winkel auf Ständern montiert. Manfred Haag wählte eine dachintegrierte Lösung, weil er das Dach bei der energetischen Sanierung sowieso erneuerte: Die Solarmodule wurden direkt auf den Dachunterbau verlegt und ersetzen die Dachziegel. Anders das Ehepaar Matti: Es entschied sich für eine Lösung, bei der die Solarmodule auf das bestehende Dach montiert werden.
Photovoltaikanlagen lassen sich auf praktisch jedem Hausdach installieren. /


«Unser Reiheneinfamilienhaus ist erst einige Jahre alt», so Matti. «Das Dach war also noch wie neu.» Welche Flächen sich eignen und welche Solarzelltechnologie und Montagelösung am besten geeignet ist, wissen die Planer und Solarinstallateure. Unter
www.solarprofis.ch ist eine Liste ausgewiesener Fachleute zu finden.
Geringere Stromkosten
Solarstromanlagen werden in der Regel ans öffentliche Stromnetz angeschlossen. Der lokale Energieversorger ist zur Abnahme des Stroms verpflichtet. Für Kleinanlagen bis zu 3 Kilowatt liegt der Einspeisetarif gemäss der neuen Empfehlung des Bundesamtes für Energie gleich hoch wie der Bezugstarif, solange die abgegebene Strommenge den Eigenbedarf im saisonalen Mittel nicht überschreitet. Kleinanlagen werden dadurch attraktiv - ein Rechenbeispiel: Eine Solarstromanlage mit einer Leistung von 3 Kilowatt kostet zwischen 21'000 bis 26'000 Franken. Davon lassen sich in den meisten Kantonen rund 3000 Franken durch Steuerabzüge einsparen. Die Anlage erbringt bei optimaler Positionierung einen Ertrag von 3000 Kilowattstunden. Dies deckt ungefähr den Stromverbrauch einer 4-köpfigen Familie (ohne Elektroboiler). Bei Strompreisen von 20 Rappen pro Kilowattstunde spart die Familie also rund 600 Fr. pro Jahr. Aufgerechnet auf die Lebensdauer einer Anlage von 25 Jahren entspricht dies 15'000 Franken.
Ein Stück Unabhängigkeit
Michel Perrenouds Anlage gehört mit 4,4 Kilowatt Leistung nicht mehr zu den Kleinanlagen. Er speist den ganzen Strom ins öffentliche Netz ein. Dafür erhält er vom lokalen Netzbetreiber zurzeit 12 Rappen pro Kilowattstunde. In etwa drei Jahren wird ihm über die KEV 74 Rappen vergütet. Dass er als Solarstromproduzent vorübergehend drauflegt, ist für Perrenoud aber kein Problem: «Damit leiste ich einen Beitrag zum Schutz der Umwelt.» Auch bei Ehepaar Matti stand das persönliche Engagement im Vordergrund. Ein Erfolgserlebnis sei es, selbst Strom zu produzieren. Schliesslich gibt einem die Energie vom eigenen Dach ein Stück Unabhängigkeit - vor allem vor dem Hintergrund steigender Strompreise. Ein gutes Argument, auch ohne kostendeckende Einspeisevergütung.