Der Gründer Stuart Lawley stösst allerdings auf viel Widerstand. Nicht zuletzt aus der Pornobranche.
Dass es noch keinen solchen Rotlichtbezirk gibt, hat mit der Politik der Internet-Verwaltung ICANN zu tun. Die Organisation hielt sich bei der Vergabe der sogenannten Top Level Domains (TLD) zurück. Anspruch auf so ein Adresskürzel hat bislang zum einen jeder Staat - von .cn für das Milliardenreich China bis .va für den Vatikan. Zum anderen gibt es generische TLD wie .com, .net oder .biz. Bei der Vergabe dieser Endungen war die Internet-Verwaltung ICANN bislang zurückhaltend.
Doch damit ist es vorbei: Nach jahrelangen Diskussionen hat die ICANN in diesem Jahr nahezu beliebige Wörter als Adress-Endungen zugelassen. Das ebnet Städten wie Berlin und Regionen wie Bayern den Weg in die Netz-Souveränität, ebenso Unternehmen. Auch generische Begriffe sind nun zulässig, etwa .auto, .reise - oder eben .xxx.
Betrieb eigener Domainendung dürfte Millionen kosten
Um die Verwaltung der Neubaugebiete im Netz kann sich jede Firma mit dem nötigen Budget bewerben. Allein die Bewerbungsgebühr beträgt 185 000 Dollar, für den Betrieb dürften Millionen draufgehen. Dennoch warten Experten, dass bald Hunderte neue Endungen online gehen. Es schlägt die Stunde der Vermarkter.
Einer von ihnen ist Stuart Lawley. Der Brite reichte schon im Jahr 2000 seine Bewerbung für die Verwaltung der xxx-Top-Level-Domain bei der ICANN ein. Elf Jahre und 22 Millionen investierte Dollar später erhielt seine Firma ICM Registry den Zuschlag. Sie darf nun die Adressen vermarkten.
Lawley bewirbt die Sex-TLD als sauber abgegrenzte Schmuddelecke im Netz. «Erwachsenen-Inhalte sind klarer benannt. Wer sie vermeiden will, kann das leicht tun», sagte er der Nachrichtenagentur dpa. So könnten Nutzer die anzüglichen Inhalte mit einem Filter sperren, etwa um ihre Kinder zu schützen.
Der Rotlichtbezirk im digitalen Bereich nimmt mit «.xxx» Form an (Symbolbild). /

.xxx will «risikofreie Umgebung» werden
Kinderpornografie ist auf .xxx-Domains verboten. Zudem werden alle Inhalte auf Viren, Trojaner und Würmer überprüft. Solch schädliche Software ist gerade in den Dämmerecken des Internet weit verbreitet. «Wir hoffen, dass mehr Nutzer zu .xxx-Seiten gehen, weil sie sich in dieser risikofreien Umgebung sicherer fühlen», sagt Lawley.
Die Beschwerden über .xxx sind jedoch zahlreich. Wenig überrascht, dass amerikanische Konservative den Sündenpfuhl ablehnen. Doch auch die Sexbranche in den USA ist dagegen: Ein Branchenverband mit dem etwas irreführenden Namen «Free Speech Coalition» (Koalition für Meinungsfreiheit) befürchtet, dass sittenstrenge Gesellschaften dank der Einheitsendung leichter nackte Tatsachen zensieren könnten. Zudem warnt sie vor den Kosten für die zusätzlichen Adressen. Bedenken haben auch Markeninhaber aller Branchen. Mit den neuen Zonen im Internet könnten neue Kämpfe um die Adressen aufbranden.
Rotlichtdomains können ab Herbst registriert werden
ICM Registry versucht, solche Bedenken zu streuen. Erotikanbieter können vom 7. September bis zum 28. Oktober ihre Marken reservieren. Unternehmen, die ihren Namen nicht im Rotlichtbezirk sehen wollen, haben die Gelegenheit, Adressen sperren zu lassen. Die Gebühr dafür dürfte zwischen 230 und 350 Euro liegen.
Trotz aller Beschwerden - die Aussichten auf Erfolg sind gut. 600 000 Bewerber haben sich bereits eine .xxx-Domain vorab reserviert. «Wir schätzen, dass wir in den ersten zwölf Monaten 300 000 bis 500 000 Domains verkaufen», sagt Lawley. Bis zu 50 Millionen Dollar Umsatz könne das allein im ersten Jahr einbringen. Auf bis zu 200 Millionen Dollar taxiert er das Potenzial. Sex sells - auch wenn es nur um die Internetadressen geht.