Das IKRK ist seit 40 Jahren in Syrien präsent. Kellenberger hatte nun während eines zweitägigen Besuches in Syrien erreicht, dass das IKRK erstmals Zugang zu einem Gefängnis erhielt. Der Besuch im Zentralgefängnis von Damaskus fand am Sonntag statt.
Zurück in Genf bezeichnete Kellenberger den Besuch als wichtigen ersten Schritt. Er machte aber auch klar, dass die «Ansprüche des IKRK höher» seien. «Wir wollen unsere Besuche schrittweise auf andere Gefängnisse ausweiten», sagte Kellenberger, der am Montag auch mit Syriens Präsident Baschar al-Assad zusammengetroffen war.
«Diese Besuche sind eine sehr ehrgeizige und heikle Angelegenheit», sagte der IKRK-Präsident weiter. Gemäss den Informationen, über die Kellenberger verfügt, befinden sich in dem Zentralgefängnis von Damaskus rund 6000 Gefangene. «Wir haben in einem grossen Gefängnis begonnen, die Besuche werden viel Zeit in Anspruch nehmen.»
Versprechen gehalten
Auf die Frage nach anderen Zentren, in denen illegal Menschen gefangengehalten und gefoltert würden, antwortete Kellenberger: «Ich werde die Geschehnisse in Syrien genau verfolgen und erneut in das Land reisen, falls notwendig. Präsident Assad weiss, dass wir Zugang zu mehr Gefängnissen fordern.»
Kellenberger betonte, die syrische Regierung habe ihr Versprechen gehalten.
Jakob Kellenberger, IKRK-Präsident. /


Bei einem ersten Besuch in Damaskus im Juni hatte das Regime Kellenberger einen besseren Zugang zu den Unruhegebieten versprochen. Zudem waren damals Verhandlungen über den Besuch von inhaftierten Oppositionellen vereinbart worden.
Arabische Liga in Damaskus
Aus Syrien gab es auch am Dienstag wieder Meldungen über Gewalt gegen Oppositionelle. In der Provinz Homs und in Damaskus seien die Leichen von acht Menschen gefunden worden. Sie seien bei Protesten gegen das Assad-Regime erschossen worden, berichteten Aktivisten.
Für Mittwoch war ein Besuch des Generalsekretärs der Arabischen Liga, Nabil Al-Arabi, in Damaskus geplant. Er wollte sich mit Assad zu Gesprächen treffen. Die Arabische Liga fordert ein Ende der Gewalt und freie Wahlen im Jahr 2014.
In dem von den arabischen Aussenministern in Kairo verabschiedeten Papier werden zudem Entschädigungen für die Opfer von Gewalt, die Freilassung politischer Gefangener und ein Rückzug der Armee aus den Städten gefordert.
Die Arabische Liga bietet sich als Vermittlerin für einen Dialog mit der Opposition an. In der Vergangenheit hatten die Initiativen der weitgehend machtlosen und oftmals zerstrittenen Organisation aber oft nur symbolische Bedeutung.