Rettungshelfer fanden in den ersten Stunden der Katastrophe mindestens 77 Tote und mehr als 1000 Verletzte, wie türkische Fernsehsender berichteten. Die Istanbuler Erdbebenwarte Kandilli erwartete insgesamt mehr als 1000 Todesopfer.
Das Zentrum des Bebens lag unter dem Dorf Tabanli in der Provinz Van, die an den Iran grenzt. Viele Menschen liefen nach dem Erdstoss am frühen Nachmittag in Panik auf die Strassen.
Die schwersten Schäden gab es in der Stadt Ercis, wo nach Regierungsangaben bis zu 80 Gebäude einstürzten. Bis zum Abend wurden dort 50 Leichen gefunden. Ercis ist eine Kreisstadt in der Provinz Van mit mehr als 70'000 Einwohnern und liegt auf einer Verwerfungslinie. Die Stadt ist deshalb besonders erdbebengefährdet.
"Wir brauchen dringend Hilfe, wir brauchen Ärzte und Sanitäter"
Der Bürgermeister von Ercis, Zulfikar Arapoglu, bat in einem dramatischen Appell um Hilfe: "Es sind so viele tot.
Laut Erdbebenwarte in Istanbul geht man von Erdstössen der Stärke 6,6 aus. /


Mehrere Gebäude sind eingestürzt, da ist zu viel Zerstörung", sagte er im Fernsehsender NTV. "Wir brauchen dringend Hilfe, wir brauchen Ärzte und Sanitäter." Vor Ort gebe nur ein Spital.
Auch in der Provinzhauptstadt Van stürzten etwa 10 Gebäude ein, sagte Bürgermeister Bekir Kaya. "Das Telefonsystem ist wegen Panik blockiert, wir können nicht sofort den ganzen Schaden ermessen", sagte er. Ein Bürgermeister aus der Unglücksregion berichtete: "Viele Gebäude sind eingestürzt, viele Menschen wurden getötet, aber wir kennen die genaue Zahl nicht."
Regierung entsendet 500 Helfer
Anwohner gruben mit Schaufeln und Händen nach Überlebenden. Der Krisenstab der Regierung erklärte, aus dem ganzen Land würden 500 Rettungshelfer und Notärzte in die Provinz Van geflogen.
Die US-Erdbebenwarte in Golden registrierte das Beben um 13.41 Uhr Ortszeit (12.41 Uhr MESZ) mit einer Stärke von 7,2. Mit einer Tiefe von 20 Kilometern sei es oberflächennah und könnte daher grösseren Schaden anrichten.
Das türkische Erdbebenzentrum Kandilli hatte zunächst von einer Stärke 6,6 und einer Tiefe von sogar nur fünf Kilometern gesprochen, die Stärke später aber ebenfalls auf 7,2 korrigiert. Mehrere Nachbeben mit Stärken bis zu 5,5 seien unmittelbar gefolgt.
Das Erdbeben war auch im Nachbarland Armenien spürbar. In der Hauptstadt Eriwan seien tausende Menschen aus Angst vor einstürzenden Häusern ins Freie geflüchtet, berichteten örtliche Medien.