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Rauchen mit QuittungRauchen war, wen wundert es, auch hier schon einmal ein Thema. Dass ich als langjähriger, mittlerweile «reformierter» Raucher nochmals darauf zurückkomme, hat einen einfachen Grund. Seit genau einem Jahr sind auch im fortschrittlichen China die Raucher ausgegrenzt, offiziell wenigstens.Peter Achten / Quelle: news.ch / Dienstag, 1. November 2011 / 07:53 h
Und in China ist - im Unterschied zu Europa, Amerika und selbstredend der Schweiz - die Anti-Raucher-Kampagne wenig bis kaum wirksam. Um es milde auszudrücken. Ungläubig nehmen Chinesinnen und Chinesen - insbesondere jene, die am Glimmstengel hängen - wahr, dass in old Europe die Antiraucher-Gesetze und Vorschriften gnadenlos nicht nur von den Behörden durchgesetzt sondern auch von den Raucherinnen und Rauchern respektiert werden.
Für die rund 400 Millionen chinesischen Raucher und die, wie die chinesische Antiraucher-Lobby nicht müde wird zu betonen, 740 Millionen Passivraucher gibt es zwar keine nationale Gesetzgebung, aber in den Provinzen und grössten Städten sind von den Volkskongressen scharfe Gesetze verabschiedet worden. So scharf, wie nirgendwo auf der Welt. Allerdings rauchen alle fröhlich weiter. In Büros. Bahnhöfen. Flughäfen. Restaurants etc. pp.
Was fehlt, ist der politische Wille. Schon bei den «rauchfreien Olympischen Spielen» in Peking 2008 war Rauchen selbstverständlich in Sportstadien aber auch auf allen öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Gebäuden strikte untersagt. Dazu kam ein Rauchverbot für 352 Strassen, darunter die berühmte Pekinger Einkaufsstrasse Wanfujing. Geraucht wurde wie zuvor. Wenn ausnahmsweise ein Hüter des Gesetzes intervenierte, fragte er: «Mit oder ohne Quittung». Mit Quittung kostete es so viel wie noch heute, nämlich 50 Yuan (umgerechnet etwa sieben Franken), ohne die Hälfte. Ähnlich ging es - was das Rauchen betrifft - zu und her bei der Weltausstellung in Shanghai 2010.
Inzwischen ist der Alltag in China, Shanghai und in Beijing eingekehrt. Wie in alten Zeiten wird im Restaurant - beispielsweise - vor, während und nach dem Essen geraucht.
Ohne Quittung halb so teuer aber meistens eh gratis: verbotenes Rauchen in China. /
Und alle finden das normal. In der Provinz Guangzhou (Kanton) freilich lässt man sich das nicht bieten. Schliesslich ist mit der scharfen Gesetzgebung landesweit ein Exempel statuiert worden. Der Volkskongress , das Parlament, der Millionenstadt Kanton beauftrage deshalb den hohen Beamten Chen Weiguang mit einer dreitägigen Überraschungs-Kontrolle. Wo immer er auftauchte, wurde er freundlich begrüsst. Auf die Frage des Mandarins, ob denn niemand wisse, dass man auf öffentlichen Plätzen und in Büros, Bahnhöfen, Flughäfen sowie andern der Allgemeinheit zugänglichen Gebäuden nicht rauchen dürfe, wurde höflich gelächelt und nach alter chinesischer Tradition eine Zigarette angeboten. In der Presse erschienen wahrlich groteske Photos der Inspektionstour. Der ehemalige Bürgermeister von Kanton, Li Ziliu, tat die Überraschungs-Kontrole als billigen «Showtime» ab. Politischer Wille, so der alte Li, sei entscheidend und die Einsicht, dass die gigantische chinesische Tabak-Industrie durch Steuern und Profite weniger einbringe, als durch Schaden wieder ausgebe. Professor Li Lin von der Elite-Universität Beida in Peking veranschlagt Gewinn und Steuern der Tabakindustrie mit rund 240 Milliarden Yuan, die Kosten - Gesundheit und Produktivitätsverluste - mit 300 Milliarden. Doch Laobaixing, der Durchschnittschinese, ist nicht überzeugt. In der Jiaozi-Kneipe an der Sanlitun-Südstrasse im Zentrum von Peking wird bei feinsten Pekinger Ravioli, viel Bier, weissem Schnaps und luxuriösen Panda-Zigaretten, das Thema am Stammtisch sozusagen tot geredet. Ein Arzte meint, genüsslich den Rauch seiner Beijing-Zigarette in die Lunge ziehend, dass die Pekinger Luft derart schlecht sei, dass es keine Rolle mehr spiele, ob geraucht wird oder nicht: «Meine Einschätzung: die Pekinger Luft ist so schlecht, wie wenn Du pro Tag eine Schachtel Zigaretten reinziehst. Ohne Filter, wohlverstanden». Schliesslich, sagt ein pensionierter Beaemter des Aussenministeriums, habe der grosse Revolutionär und Reformer Deng Xiaoping auch bis ins hohe Alter geraucht. Und wie, denn er war Kettenraucher. Erst im zarten Alter von 85 gab er das Rauchen auf. Auf Anraten beziehungsweise auf Befehl seiner Frau, wie in der zweiten Hälfte der 80er-Jahre im Renmin Ribao (Volkszeitung), dem Sprachrohr der allmächtigen Kommunistischen Partei Chinas, nachzulesen war. Das war übrigens der allererste Anfang der chinesischen Anti-Raucher-Kampagne. Vor rund 25 Jahren...
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