Auch Angestellte einer holländischen Rechteverwertungsgesellschaft und einer US-Kirche haben sich augenscheinlich an verbotenen Früchten gelabt.
«Das ist für die Beteiligten eine peinliche Geschichte. Gleichzeitig handelt es sich um ein Warnsignal, wie weit die Erosion des Unrechtsbewusstseins schon fortgeschritten ist. Bei grösseren Unternehmen mit vielen Mitarbeitern kann man so etwas nicht ausschliessen», sagt Christine Ehlers von der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen.
Filme und Serien
Die Urheberrechtsverletzungen der Anti-Piraterie-Verfechter wurden von findigen Bloggern mithilfe der russischen Plattform youhavedownloaded entlarvt. Die Seite zeigt nach Eingabe einer IP-Adresse die jeweils getätigten via BitTorrent getätigten Downloads an. Da Computer innerhalb von Firmennetzwerken durch IP-Adressbereiche eindeutig identifizierbar sind, war es für Unruhestifter ein Leichtes, die betroffenen Firmen zu überprüfen und anzuprangern. Dabei ermöglicht youhavedownloaded keinesfalls eine lückenlose Überwachung des BitTorrent-Verkehrs.
«Die Gesetzeslage erfordert eindeutige Beweise. Das heisst, dass auch Anti-Piraterie-Organisationen ab und an zu Testzwecken geschützte Inhalte herunterladen», sagt Ehlers. Im Falle der Hollywood-Studios kann davon allerdings keine Rede sein. Hier haben Angestellte Filme, Serien und Musik heruntergeladen, die von der Konkurrenz produziert wurden.
Es hiess, die IP-Adressen seien gekapert worden. /


«Dieses Vorgehen ist in diesem Fall rechtlich nur für eigene Produkte gedeckt», so Ehlers. Bei der Suche nach schwarzen Schafen sind Blogger auf eine ganze Reihe von Adressen innerhalb von Firmennetzwerken gestossen, unter denen grössere Mengen an urheberrechtlich geschütztem Material heruntergeladen wurden. Durch die Funktionsweise von youhavedownloaded gibt es zusätzlich eine Dunkelziffer.
Gestohlene Adressen
Die letzten Ziffern der IP-Adressen haben die Aufdecker übrigens geschwärzt, um einzelnen Angestellten Ärger zu ersparen. Ausserdem weisen sie darauf hin, dass eine IP-Adresse innerhalb des Firmennetzwerks nicht eindeutig einer Person zuzuweisen ist. Auch von einer Adresse, die der Church of Good zugewiesen werden kann, wurden illegal Inhalte gesaugt. Die Beispiele aus den USA haben auch Blogger aus Holland auf den Plan gerufen. Die konnten prompt BotTorrent-Downloads zu IP-Adressen der holländischen Rechteverwertungsgesellschaft Buma/Stemra zurückverfolgen.
Daraufhin hat die Buma/Stemra eine Presseaussendung herausgegeben. Diese besagt, dass die IP-Adressen von Aussenstehenden gekapert worden sind. Das ist technisch durchaus möglich. Auch die betroffenen Hollywood-Studios könnten sich darauf berufen. Das würde allerdings die gängige Praxis der Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen via IP-Adresse in Frage stellen und somit das Vorgehen der Studios als Ganzes.