Im Jahr 2011 hat jeder der 845 Mio. monatlich aktiven Nutzer 3,30 Euro zum Jahresumsatz von 3,7 Mrd. Dollar beigetragen. Durch den Börsengang wird sich für das Ökosystem Facebook einiges ändern. Neues Kapital, gestiegene Erwartungen, schärfere Konkurrenz und reiche Beteiligte sind nur einige der Konsequenzen.
«Die gestiegenen Gewinnerwartungen werden vermutlich schon bald zu weiteren Preissteigerungen für Geschäftskunden mit Unternehmensseiten führen. Privatnutzer werden eher nicht betroffen, da sie sich bei negativen Auswirkungen von der Plattform zurückziehen können», sagt Bianca Brendel von ser Social Media Agency im Gespräch.
Bono casht ab
Durch den Börsengang von Facebook, der der grösste ist, den es für eine Internetfirma je gab, verdienen viele Investoren eine Menge Geld. Bei einer angenommenen Bewertung des Unternehmens mit 100 Mrd. Dollar sind die Anteile von Gründer Marc Zuckerberg beispielsweise 28,4 Mrd. Dollar wert. Aber auch viele Angestellte halten Anteile. Der Maler, der das erste Facebook-Hauptquartier mit seinen Werken verschönert hat, erhielt für seine Arbeit eine kleine Beteiligung, die nach dem Börsengang etwa 200 Mio. Dollar wert sein dürfte. Auch viele andere Menschen haben als sogenannte «Berater» Anteile in der Grössenordnung von 0,1 bis 0,25 Prozent an Facebook erhalten.
Berühmtheiten wie Bono von U2 verdienen mit ihren Investitionen in das soziale Netzwerk ebenfalls ein Vermögen. Investmentbanken werden allein mit für den Börsengang fälligen Gebühren etwa 500 Mio. Dollar einnehmen.
Facebook macht einen Umsatz von 3,3 Euro pro Nutzer. /


Der Staat Kalifornien wird über Kapitalertragssteuern ebenfalls am Börsengang verdienen. Der Wert eines einzelnen Users für das Unternehmen wird sich ebenfalls erhöhen. Der Otto-Normal-Investor kann derzeit noch keine Anteile an Facebook erwerben. Lediglich institutionelle Investoren und ausgesuchte Privatanleger haben im Moment Zugriff.
Steigender Druck
Einige US-Experten erwarten, dass die Facebook-Aktien für Privatanleger keine gute Investition sein werden. Billige Anteile werden zum Zeitpunkt der Öffnung für alle kaum mehr zu haben sein. Ausserdem erwarten Analysten stagnierende Mitgliedszahlen beim sozialen Netzwerk. Auch Facebook selber weiss, dass der Druck auf das Unternehmen durch den Börsengang wachsen wird. Im Zuge des Ansuchens um eine öffentliche Leistung hat das Unternehmen eine Liste mit möglichen Gefahren für die Zukunft veröffentlicht.
Neben der Konkurrenz durch Google hat Facebook ein Problem mit der Abhängigkeit von Spieleentwickler Zynga. Ein Absturz des wertvollen Partners oder gar dessen Rückzug auf eine andere Plattform wäre ein herber Rückschlag. Auch das fehlende Geschäftsmodell im mobilen Bereich macht dem Management Sorgen. Derzeit wird beim Aufruf von Facebook via mobilen Endgeräten keine Werbung angezeigt. Da der mobile Markt rasant wächst, ist das ein grosses Manko. «Das Unternehmen arbeitet bestimmt schon an einer Lösung. Facebook wird weiterhin florieren», sagt Brendel.
Auch vor der zunehmenden Häufigkeit von Betrugsversuchen, Phishing-Attacken und Hacker-Angriffen hat Facebook Respekt. Schon die schiere Grösse des Internet-Unternehmens macht es zu einem attraktiven Ziel für kriminelle Machenschaften.