«Das Auswahlprozess für das Amt des Vizepräsidenten hat gerade erst begonnen», verkündete Präsidentschaftskandidat Mitt Romney diese Woche.
Präsident Barack Obama kandidiert mit dem derzeitigen Vizepräsidenten Joe Biden an seiner Seite für seine Wiederwahl. Auch Romney muss vor der Wahl im November einen Stellvertreter bestimmen.
Einige bekannte Republikaner betreiben plötzlich Wahlkampf für Romney. Sie sprechen mit Journalisten und versuchen, sich in der Öffentlichkeit stärker zu profilieren. Dabei handelt es sich nicht um einen öffentlich erklärten Wahlkampf, sondern nur um einen Ausbruch an Aktivität mit dem sie unbgedingt bekannt geben wollen, dass sie für den Posten zur Verfügung stehen.
Bislang ist Romney noch nicht offiziell von seiner Partei nominiert worden. Diese Woche hat er jedoch die Vorwahlen in weiteren fünf Bundesstaaten gewonnen und damit seinen unüberwindbaren Vorsprung gegenüber der stetig schwindenden Zahl an Gegenkandidaten weiter gefestigt.
Für das Amt des Stellvertreters gibt es keine Vorwahlen. Diese Entscheidung liegt alleine bei Romney.
«Die Entscheidung eines Präsidentschaftskandidaten für einen Vizepräsidenten ist die erste wichtige Entscheidung, die die Öffentlichkeit mitverfolgen kann», so der ehemalige Vizepräsident Dick Cheney.
Wen auch immer Romney aussuchen wird ? am 11. Oktober wird er sich im TV-Duell öffentlich bewähren müssen, gegen den amtierenden Vizepräsidenten Joe Biden. /


«Das gibt den Bürgern die Möglichkeit, zu beobachten wie der Präsidentschaftskandidate handelt und zu erfahren, was ihm wichtig ist.»
Das Amt selbst wird im Allgemeinen als nicht sonderlich bedeutend erachtet. Es beinhaltet vor allem repräsentative Aufgaben, die Amtsträger werden oft übersehen. John Nance Garner, ein Vizepräsident aus den 30er Jahres des letzten Jahrhunderts, ist bis auf seinen einprägsamen Ausspruch über Spucke heutzutage so gut wie vergessen.
Der Vizepräsident übernimmt die Staatsgeschäfte, wenn der Präsident stirbt oder seine Aufgaben nicht mehr wahrnehmen kann. Häufiger aber ist der Stellvertreter lediglich gut positioniert, um später selbst für das höchste Amt zu kandidieren: Sieben der letzten elf Vizepräsidenten gewannen danach die Präsidentschaftskandidatur ihrer Partei.
In den vergangenen Jahren wurden die Amerikaner von den Vizepräsidentschaftskandidaten - den echten und den fiktiven - begeistert, verblüfft und unterhalten: Als Sarah Palin 2008 für die Vizepräsidentschaft kandidierte, wurde sie über Nacht zum Politstar. Zu dieser turbulenten Geschichte gibt es nicht nur ein Buch, sondern mittlerweile auch einen Fernsehfilm mit dem Titel «Game Change». Ausserdem sehen die Amerikaner in der neuen wöchentlichen Comedy-Serie «Veep» eine fiktionale Vizepräsidentin.
Es dauert nicht mehr lange und das Spektakel gibt es auch wieder live zu sehen, mit einem neuen Kandidaten für diesen berühmten und besonderen Posten.
Jonathan Mann
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Seine Kolumne steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung. Mehr über das US-Wahljahr 2012 unter http://edition.cnn.com/ELECTION/2012.