Zu diesem Schluss kommt eine US-Studie von Aleecia M. McDonald und Lorrie Faith Cranor von der Carnegie Mellon University. Die mittlere Länge einer Privacy Policy beträgt laut den Autoren der Arbeit rund 2500 Wörter.
«Die Texte sind viel zu lang und schwer verständlich. Standardisierung und Vereinfachung wären ein probate Mittel, um die Situation zu verbessern. Leider ist in den letzten Jahren nicht viel passiert», sagt Florian Mair vom Online Verbraucherschutz gegenüber pressetext.
Sinnlose Regelungen
Die Länge der Datenschutzrichtlinien schwankt zwischen 144 und 7650 Wörtern. Bei einer Lesegeschwindigkeit von 250 Wörtern pro Minute dauert das Lesen einer durchschnittlichen Erklärung etwa acht Minuten. Ein durchschnittlicher User braucht jährlich 30 Arbeitstage, um die Richtlinien aller besuchten Webseiten zu lesen. Selbst das blosse Überfliegen der Texte nimmt 154 Stunden in Anspruch. Bei sparsamer Internetnutzung würde das Lesen der Richtlinien 181 Stunden, bei verschwenderischem Surfen 304 Stunden beanspruchen. In den USA würden bei korrektem Vorgehen aller Bürger jährlich 53,8 Mrd. Stunden aufgewendet.
«Das Juristendeutsch der Bestimmungen macht das Erfassen und Verstehen schwierig. Zum Verständnis braucht ein Durchschnittsuser einen Anwalt.
Mehrseitiger Text: Norm bei Datenschutzrichtlinien. /


Das gilt auch für AGBs, EULAs und andere Erklärungen. Ein intelligenter User sollte so etwas eigentlich nicht unterschreiben», so Mair. Aus Bequemlichkeit bestätigen die meisten Internetnutzer die Richtlinien aber dennoch. Durch den absurden Aufwand, den eine tatsächliche Lektüre samt Interpretation und eventuellen Vergleichen benötigt, sind die Datenschutzrichtlinien momentan lediglich ein sinnloses Feigenblatt für die Betreiber von Internetdiensten.
Kein Vertrauen
«Nutzer müssen in der Lage sein, den Diensten ihrer Wahl zu vertrauen. Derzeit tragen Datenschutzrichtlinien nichts dazu bei. Der Gesetzgeber nimmt sich der Problematik ebenfalls zu wenig an und wenn es neue Gesetze gibt, wird alles meist noch komplizierter», so Mair. Für die Unternehmen bedeuten schwammig formulierte, überlange Richtlinien grösseren Spielraum im Umgang mit Nutzerdaten.
«Jedes Unternehmen versucht, den gesetzlichen Rahmen auszuschöpfen. Gerade bei Alltagsservices sollten die Richtlinien für den Durchschnittsanwender klar verständlich sein. Das Thema liegt uns sehr am Herzen und wir setzen uns weiter intensiv für eine Verbesserung der Situation ein», erklärt der Experte.
Hohe Kosten
Neben dem Zeitaufwand, der für ein Lesen der Datenschutzbestimmungen erforderlich wäre, errechnet die Studie auch die Summe, die der US-Wirtschaft durch die eigentlich erforderliche Lektüre entginge: 781 Mrd. Dollar im Jahr. Diese Zahl beruht allerdings auf einigen Annahmen und ist deshalb nicht so belastbar wie der Wert für den Zeitaufwand. Trotzdem argumentieren die Autoren, dass personalisierte Werbung mittels Nutzerdaten für die Gesellschaft einen finanziellen Verlust bedeutet:
Addiert man zu den 781 Mrd. Dollar nämlich noch den geschätzten Aufwand, der für ein Einordnen und Nutzen der Information aus den Datenschutzrichtlinien erforderlich wäre, ist die Summe laut der Studie grösser als der Umsatz der Online-Werbeindustrie.